Mit dem Wohnmobil in der Drôme Provençale – Übernachten mitten im Olivenhain
Idyllischer geht es kaum. Mit dem Wohnmobil in der Drôme Provençale entdecken wir eine Olivenfarm, deren gastfreundliche Betreiber Wohnmobilurlauber bei sich übernachten lassen.
Immer schön flexibel bleiben
Was macht man, wenn just zu Urlaubsbeginn das Wetter verrücktspielt und alle Ziele, die man sich vorher wochenlang ausgemalt hat, buchstäblich ins Wasser fallen?
Man sucht sich neue Urlaubsziele! Eine der einfachsten Übungen, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Immer schön flexibel bleiben und sich durch nichts und niemanden den wohlverdienten Urlaub vermiesen lassen!
Weil Plan A mit Venedig und der Toskana, Plan B mit dem Languedoc-Roussillon und 24 Stunden vor Abfahrt auch noch Plan C mit dem Médoc und der französischen Atlantikküste wegen diverser Wetterwidrigkeiten (oder Wetterwiderwärtigkeiten?) nicht in die Tat umgesetzt werden kann, kommt für uns Plan D ins Spiel. Die Provence beziehungsweise ihre kleine Schwester, die etwas nördlich gelegene Drôme Provençale sind doch auch sehr schön, sagen wir uns. Ein bisschen südliche Sonne tanken, während es bei uns im Odenwald schon gewaltig herbstelt.
Mit dem Wohnmobil in der Drôme Provençale – Die Olivenfarm L’O Provençale
Nach einem Zwischenstopp an der Doubs und im malerisch gelegenen Bergdörfchen Puy-Saint-Martin sind wir auf der Suche nach neuen Urlaubsabenteuern. Eine liebe Facebook-Freundin weist uns auf die Möglichkeit hin, mit dem Wohnmobil mitten im Olivenhain zu übernachten. Das hört sich so verlockend an, dass wir am nächsten Morgen Kurs auf Saint-Pantaléon-les-Vignes nehmen. Auf der gut ausgebauten D941 entdecken wir fünf Kilometer östlich von Valréas und zehn Kilometer südöstlich von Nyons das Hinweisschild zu L’O Provençale. Das große O auf dem Schild ist neckisch zur Olive ausgeformt.
Wir setzen den Blinker und fahren die von Olivenbäumen gesäumte Auffahrt hinauf zum Innenhof. In einem Geländewagen sitzt ein Hund und bellt uns an, aber ansonsten herrscht Stille. Meine Facebook-Freundin hatte etwas von einem Verkaufsraum erwähnt. Wir drücken die Klinke der halbkreisförmigen Glasflügeltür und stehen mitten im Olivenparadies. Es duftet nach Olivenöl, nach Olivenseife, nach Olivenholz und nach Lavendel. Ein großer hagerer Franzose steht hinter dem Verkaufstresen und schaut uns überrascht an. Mitte November machen sich die Touristen in der Region wohl sonst eher rar. Wir fragen, ob wir uns umschauen können. In gut fünf Wochen ist Weihnachten. Da wird sich der eine oder andere in unserer Familie bestimmt über ein Geschenk à la provençale freuen.
Kulinarische und optische Offenbarungen
„Möchten Sie vielleicht kosten?“, fragt uns der Hausherr und weist auf mit Olivenöl gefüllte Schälchen und ein Baguette. Wir brechen ein Stückchen vom Baguette ab und tunken es in das erste Schälchen. Hm, da schmeckt man die Sonne! Das in der hauseigenen Olivenmühle produzierte Olivenöl zergeht förmlich auf der Zunge. Im Schälchen daneben befindet sich Trüffelöl. Ebenfalls hausgemacht. Eine kulinarische Offenbarung! Wir gönnen uns ein Fläschchen davon. Zugegeben, nicht ganz preiswert, aber so was von lecker! Das Trüffelöl wird an trüben Winterabenden im Odenwald einen Hauch von provenzalischer Lebensart auf unseren Abendbrottisch bringen.
Schließlich wagen wir die Frage aller Fragen: „Eine Freundin hätte uns erzählt, dass wir auf L’O Provençale mit dem Wohnmobil übernachten könnten. Ob es vielleicht möglich wäre …?“
Der Juniorchef, Monsieur Gielly Gildas, mustert uns kurz und nickt dann. „Oui, d’accord. Einverstanden.“
Er kommt mit uns hinaus in den Innenhof und zeigt uns, wo wir unseren Grand Alpa plus parken können.
Ob wir Strom brauchen?
Wir lehnen dankend ab. Mit 430 Watt Solarpanel auf dem Wohnmobildach sind wir stromtechnisch Eigenversorger. Der Himmel spannt sich in strahlendem Blau über die Olivenfarm, sodass wir keine Engpässe befürchten müssen. Wir zuckeln auf den uns zugewiesenen Platz und stellen eine Flasche Rosé in den Kühlschrank. Dann erkunden wir mit unseren beiden Hunden das Gelände der Olivenfarm.
Wir packen mal kurz mit an …
Am nächsten Morgen trinken wir unseren Kaffee mit einer Aussicht, die wir im heimischen Odenwald vermissen werden.
Dabei bemerken wir, dass der Juniorchef Probleme bei der Verladung von in großen Töpfen eingepflanzten Olivenbäumen hat. Wir eilen nach draußen und meine bessere Wohnmobilhälfte hat gleich einen Ferienjob als Farmarbeiter intus. Nachdem alle vier Olivenbäumchen sicher auf der Ladefläche des Lkw stehen, gesellt sich Gielly Gildas zu uns und berichtet von seiner Arbeit:
Auf L’O Provençale wird nicht nur Olivenöl aus den zum Teil über 500 Jahre alten Olivenbäumen gewonnen. Gielly Gildas betreibt zudem eine kleine Baumschule, in der er Olivenbäume in Töpfen anzieht. Die landen in den Gärten oder auf den Terrassen seiner Kundschaft. Einen Moment überlege ich, ob sich so ein Olivenbaum nicht auch bei uns im Garten gut machen würde. Aber wie bekommen wir so ein kompaktes, gut zwei Meter hohes Bäumchen in unser Wohnmobil?
Wie wird die Ernte 2019?
Da frage ich lieber nach der Olivenernte. Die wird, so erzählt uns Gielly Gildas, am 11. November beginnen. Seine Helfer sind schon dabei, die Netze zum Auffangen der Oliven unter den Bäumen zu verteilen. Eine richtig gute Ernte erwartet der Juniorchef in diesem Jahr nicht. Der Sommer war zu trocken und die Bäume waren beschnitten, sodass sie jetzt weniger Früchte tragen. Also auch Olivenbäume müssen zum Friseur, denke ich.
Gielly Gildas bückt sich und nimmt eine der auf den Boden gefallenen Oliven auf. Die Haut ist bräunlich verfärbt und platzt an einigen Stellen auf. „Nicht gut“, bemerkt Gielly Gildas. An dem Regen der vergangenen Wochen haben sich die Bäume, die im Sommer lange gedurstet haben, sattgetrunken. Was zur Folge hat, dass die Flüssigkeit nicht nur in den Stämmen, sondern auch in den reifen Oliven landet. Sie zum Faulen bringt. Mehr als 45 Liter Öl pro Baum erwartet Gielly Gildas in diesem Jahr nicht. „Es gibt gute und es gibt schlechte Jahre“, sagt er schulterzuckend.
Außerdem setzt man auf der Olivenfarm auf Diversität. Neben Olivenöl und Olivenbäumen wird noch Lavendel und Lavandin angebaut. Bienen aus den eigenen Bienenstöcken summen zwischen den Bäumen. Zur Lavendelblüte muss das ein Paradies der Düfte sein! Die größte Trumpfkarte von Gielly Gildas und seiner Familie sind jedoch die Trüffeleichen, unter denen er im Winter die kostbaren schwarzen Trüffel erntet. Manche davon sind, wie er uns auf Fotos beweist, so groß wie eine Kinderfaust. Mit knapp 700 Euro werden die Trüffel, das „schwarze Gold“ der Trüffelhochburg zwischen Montélimar, Nyons und Orange, gehandelt. Der Mischlingshund, der uns bei unserer Ankunft aus dem Geländewagen angebellt hat, ist einer von Gielly Gildas wertvollsten Besitztümern. Er ist für das Auffinden der Trüffel unter den Trüffeleichen zuständig. Ich frage Gielly Gildas, ob er einen von meinen Hunden in die Ausbildung nehmen möchte, doch er wehrt lachend ab. So bleibt mein Traum vom Trüffelglück im heimischen Odenwald unerfüllt.
Damit neigt sich unser Traumaufenthalt mitten im Olivenhain der Drôme Provençale dem Ende zu. Wir möchten die Gastfreundschaft der Familie Gildas nicht überstrapazieren. Wir verabschieden uns mit einem herzlichen „Au revoir“. Gielly Gildas möchte wissen, ob wir uns im kommenden Jahr wiedersehen. Wer weiß? Unser von Olivenhainen, Trüffeleichen und Lavendel gesäumter Übernachtungsplatz war mit Sicherheit der schönste, den wir seit Langem erleben durften.
Mit dem Wohnmobil in der Drôme Provençale – Gastfreundschaft genießen
Zum Schluss verrät uns Gielly Gildas ein Geheimnis: Nicht jeder, der mit dem Wohnmobil auf die Olivenfarm L’O Provençale gefahren kommt und nach einem Übernachtungsplatz fragt, darf die Gastfreundschaft der Familie Gildas in Anspruch nehmen. Die Olivenfarm nimmt nicht am Programm von „France Passion“ teil, wo man mit dem Kauf des Jahresführers und der Vignette bei ausgewählten Gastgebern übernachten darf. Bei Gielly Gildas entscheidet, wie er betont, der „Nasenfaktor“. Wer ihm nicht gefällt oder bei wem er Zweifel hat, der muss wieder fahren.
Nun, fair ist fair, denn schließlich darf der Hausherr über den Besuch, den er auf seinem Grund und Boden empfängt, entscheiden. Wir freuen uns, dass bei uns der „Nasenfaktor“ gepasst hat. Er hat uns ein unvergessliches Urlaubserlebnis geschenkt. Dafür sagen wir Merci!
Mit dem Wohnmobil in der Drôme Provençale – Die Adresse
Hier die Adresse, falls Ihr im nächsten Urlaub auf der Olivenfarm L’O Provençale vorbeischauen möchtet:
- L‘ O Provençale, la ferme aux oliviers
- Route de Nyons
- 26770 Saint-Pantaléon-les-Vignes
Dieser Bericht spiegelt unsere persönlichen Erfahrungen und Meinungen wider. Aus rechtlichen Gründen müssen wir ihn jedoch als „unbezahlte Reisewerbung durch Empfehlung“ kennzeichnen. Wir danken für Euer Verständnis.