Öffnung der Stellplätze trotz Corona – Unser persönliches Positionspapier

Öffnung der Stellplätze trotz Corona – Unser persönliches Positionspapier

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Angesichts der derzeitigen Situation und der Diskussionen in vielen Bereichen, haben auch wir vom Team Traumfährten uns Gedanken zur Öffnung der Stellplätze trotz Corona gemacht.

Die Auswirkungen des Virus schmerzen

Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Wochen recht nah am Wasser gebaut bin. Die schrecklichen Bilder vom Leiden der Menschen in Italien, New York und in aller Welt, die Berichte von Zuständen auf Intensivstationen und in Pflegeheimen, rütteln mich emotional durcheinander. Verstören mich. Machen mir Angst. Der Verzicht, mit lieben Freunden oder Nachbarn an einem Tisch zu sitzen, gemütlich zu essen und zu plaudern, tut mir weh. Ich mache mir Sorgen um Familienmitglieder, die zur (Hoch-)Risikogruppe gehören. Kurz gesagt, durch Corona gerät auch mein Leben aus den Fugen. Die Krise legt sich schwer auf mein Gemüt.

Besonders schlimm ist es, wenn ich aus dem Haus und einmal rechts um die Ecke gehe. Da steht unser Wohnmobil. Seit Wochen unbenutzt. Unbewegt. Zum ersten Mal ziehen sich Spinnenweben vom Alkoven hin zu den Außenspiegeln. Staub trübt die Windschutzscheibe. Ein Bild des Jammers. Das große innerliche Jammern befällt mich, wenn ich unser Wohnmobil betrete. Alles ist seit Wochen fertig. Reisefertig. Auf zwei Kurzurlaube haben wir bis jetzt verzichtet. Der große vierwöchige Schwedenurlaub im Mai ist unter den derzeitigen Umständen ebenfalls nicht möglich. Denn wir stellen uns unserer Verantwortung als Individuum, als Teil der Gesellschaft und auch als Wohnmobilisten. Wir halten Abstand und üben uns in Verzicht. Wir beachten das gegenwärtige Reiseverbot. Auch wenn es wehtut. So weh, dass es mich an manchen Tagen emotional überfordert, das Wohnmobil zu betreten. An anderen Tagen sitze ich in »meiner« Ecke der Rundumsitzgruppe und weine bittere Tränen. Wie oben schon gesagt: In den letzten Wochen bin ich recht nah am Wasser gebaut.

Die Lockerungsmaßnahmen der neuen Situation anpassen

Aber seit Kurzem gibt es auch gute Nachrichten: Die Zahl der mit dem Corona-Virus Neuinfizierten steigt zwar immer noch, aber längst nicht mehr so schnell wie am Anfang. Die von der Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie verordneten Maßnahmen greifen. Die Kurve der Neuinfizierten flacht ab, die Reproduktionszahl liegt derzeit unter 1. Seit gestern, dem 1. Mai 2020, liegt die Zahl der Neuinfizierten unter 1.000. Unser aller Einsicht, Rücksicht, unser Maß- und Abstand Halten zeigen im Kampf gegen das schreckliche Virus Erfolge. Zeit, um über weitere Lockerungen nachzudenken.

Macht die Pandemie unserem Hobby den Garaus?

Nicht nur, aber auch im Camping- beziehungsweise Wohnmobil- Reisesektor. Der liegt seit Wochen brach. Die Osterferien und die ersten Frühlingsfeiertage sind ein Totalausfall. Nichts geht mehr. Stillstand. Weder Gäste noch Einnahmen noch eine valide Perspektive. Während die laufenden Kosten den Betreibern im wahrsten Sinn davongaloppieren. Weitere Wochen des Shutdowns von Wohnmobilstellplätzen werden viele Betreiber in den wirtschaftlichen Ruin treiben. Die Wohnmobilstellplatz-Landschaft in Deutschland, wie wir sie bisher kannten, wird es dann nicht mehr so geben. Eine düstere Prognose. Die Pandemie fordert von uns allen viel, mitunter zu viel. Wird sie uns Wohnmobilisten auch unser liebstes Hobby nehmen?

So weit muss und darf es nicht kommen! Die verschiedenen Verbände des Reisemobil-Tourismus machen Vorschläge, wie auch in der Corona-Krise verantwortungsvolles, sicheres Reisen und ein kontrollierter Wiedereinstieg gelingen könnten. Zu den verschiedenen Positionspapieren zur Öffnung der Stellplätze trotz Corona geht es hier und hier.

Öffnung der Wohnmobilstellplätze trotz Corona

Öffnung der Stellplätze trotz Corona – Unsere persönlichen Vorschläge zum Wiedereinstieg

Als passionierte Wohnmobilreisende, Bloggerin und Autorin mache auch ich mir Gedanken dazu, wie verantwortungsvolles Reisen in der Corona-Krise aussehen kann. Die Anregungen und Vorschläge, die ich zusammen mit meiner besseren Wohnmobilhälfte, also wir vom Team Traumfährten, zusammengetragen haben, möchten wir Euch hier vorstellen. Wie kann Wohnmobilreisen aus der Sicht der Wohnmobilfahrer/innen in Zeiten von Corona funktionieren? Unsere ganz persönlichen Vorschläge:

1) Nur autarke Fahrzeuge mit eigenem Sanitärbereich, Küchenblock und ausreichend dimensioniertem Wasser- und Abwassertank dürfen auf Stellplätze.

2) Abstand zu anderen Reisenden
»Social Distancing« wie in den verschiedenen Corona-Verordnungen gefordert. Also maximal zwei Personen eines Haushaltes (plus dazugehörende Kinder) pro Fahrzeug. Keine Besuche von anderen Gästen, kein gemeinsames Essen/Grillen/Spielen von Gesellschaftsspielen etc. im Fahrzeug. Austausch mit Nachbarn nur mit Wahrung der notwendigen Distanz.

3) Abstand zwischen den Fahrzeugen
Werden die Fahrzeuge so aufgestellt, dass die eigene Tür zur Seitenwand des Nachbarfahrzeuges zeigt, sollten (mindestens) 3 Meter Abstand eingehalten werden. Werden die Fahrzeuge entgegengesetzt aufgestellt, sodass Tür an Tür grenzt, sollte ein Mindestabstand von 5 Metern gewahrt werden. Diese Abstände werden übrigens in vielen Landesverordnungen über Camping- und Wochenendplätze im Sinne des Brandschutzes gefordert. Sollten die vorhanden Parzellen nicht entsprechend ausgelegt sein, kann eine Reduzierung der Gesamtkapazität erfolgen.

4) Aufenthalt nur auf der eigenen Parzelle unter Rücksichtnahme auf die anderen Gäste.

5) Da nur autarke Fahrzeuge auf die Stellplätze dürfen, können Gemeinschaftseinrichtungen wie WC, Duschen, Spülbecken, etc. geschlossen bleiben.

6) Die technischen Versorgungseinrichtungen wie Stromsäulen und Ver- und Entsorgungsstationen bleiben geöffnet, werden aber regelmäßig gereinigt und desinfiziert. Hier sind die Stellplatzbetreiber auch durch verstärkte Kontrollen und entsprechendes Eingreifen gefordert, da die Situation bis dato nicht immer überall ganz zufriedenstellend war.

7) Entrichtung der Gebühren bargeldlos durch Karte, entweder an der mit den entsprechenden Schutzvorrichtungen ausgestatteten Rezeption oder an einem Automaten. Regelmäßige Desinfektion der Bedienungsfelder der Automaten oder Bereitstellen von Desinfektionsmitteln, damit die Gäste dies selbst erledigen können.

8) Keine Gemeinschaftsveranstaltungen auf dem Platz.

9) Reduzierte Dienstleistungen am Platz. Reisen macht auch ohne Brötchenservice Spaß.

10) Maske auf, wenn man sich auf dem Stellplatz außerhalb der eigenen Parzelle bewegt.

11) Maßnahmen der Eigenverantwortlichkeit
Bei uns gehören ein Desinfektionsmittel sowie (Einweg) Handschuhe seit jeher zur Bordausrüstung. Dazu kommen jetzt eine genügende Anzahl an Masken zum Wechseln.
Mülltüten, um Haushaltsmüll in fest verschlossenen Tüten in den vorgesehenen Abfallbehältern sicher zu entsorgen.
Vor der Abfahrt sicherstellen, dass alle Bereiche des Fahrzeuges, die Autarkie gewährleisten, voll funktionsfähig sind.
Eine ausreichende Eigenversorgung sicherstellen. Die Bordvorräte so auffüllen, dass tägliches Einkaufen nicht notwendig ist.
Sich mehr in Nachhaltigkeit üben. Wer weniger Müll oder Abwasser produziert, muss auch weniger (oft) entsorgen. Den Gebrauch von stromintensiven Zusatzgeräten reduzieren, damit man auch auf Plätze, auf denen keine Stromanschlüsse vorhanden sind, ausweichen kann.

12) Die eigenen Ansprüche hinterfragen und gegebenenfalls hinunterschrauben
Sollten die Wohnmobilstellplätze nach der langen Corona-Pause endlich geöffnet werden, ist ein Ansturm auf die beliebtesten Regionen und touristischen Hot Spots zu befürchten. Hier kann es sehr schnell sehr eng werden, was gerade in Zeiten von Corona nicht in unserem Sinn ist. Deshalb sollte man bei der Reiseplanung auch B, C und D Destinationen, also noch nicht so bekannte Gebiete berücksichtigen. Deutschland bietet auch jenseits von Nord- und Ostsee sowie der Alpen lohnenswerte Reiseziele. Kein anderes Land hat zum Beispiel eine so ausgeprägte und ausgedehnte Mittelgebirgslandschaft wie Deutschland.

13) Nachverfolgung der Reiseströme
Hier kommen wir zu einem heiklen Thema, das sehr kontrovers diskutiert wird. Wir möchten nochmals darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Beitrag um unser ganz persönliches Positionspapier handelt. Es liegt uns bei diesem Blogbeitrag fern, Expertise in einem datenschutzrechtlichen, verfassungsrechtlichen oder juristischen Bereich zu beanspruchen. Es geht um unsere persönliche Meinung. Punkt.
Ein Hinweis vorweg: Im Rahmen der Eigenverantwortlichkeit sollte es selbstverständlich sein, dass niemand, der erkrankt ist oder Corona-Krankheitssymptome aufweist, einen Stellplatz aufsucht.
Trotzdem lässt sich auch bei besten Schutzmaßnahmen eine Infektion, die übrigens nicht zwangsläufig auf dem Stellplatz ihren Ausgang nehmen muss, nicht hundertprozentig ausschließen. Sollte der Fall der Fälle eintreten und ein Stellplatzgast nach dem Besuch Symptome von Covid-19 zeigen, muss die Möglichkeit der Nachverfolgung gegeben sein. Für uns denkbare Maßnahmen im Rahmen der Eigenverantwortlichkeit und Freiwilligkeit wären:
a) Bei Plätzen mit den Betreibern vor Ort namentliche Anmeldung in der Rezeption.
Eine vorherige Buchung kann, muss aber nicht erfolgen, um auch Spontananreisen zu ermöglichen.
b) Bei Plätzen mit automatischen Schranken und/ oder Bezahlautomaten abendliche und morgendliche Kontrollen mit Aufnahme der persönlichen Daten der Gäste vom Platzbetreiber, dem Ordnungsamt oder anderen dazu eingesetzten Personen. Alternativ wäre das Auslegen von Meldezetteln oder eine Online-Anmeldung auf der Internetseite des Betreibers möglich.
c) Bei Plätzen ohne Check-in Vorrichtungen eine freiwillige Verpflichtung, eine Art Fahrtenbuch zu führen: Also aufzuschreiben, wann und wo man war. Ein paar schnell geschossene Handyfotos können dabei später als Gedächtnisstütze dienen.
Selbiges könnte auch für die sogenannten »Freistehplätze« gelten.
d) Ein freiwilliges Herunterladen einer Corona-Tracing-App.

Wohnmobilstellplatz Metzis Panoramablick

Öffnung der Stellplätze trotz Corona – Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen.

Es liegt nicht nur an den Stellplatzbetreibern, sondern auch an uns Wohnmobilreisenden, wie wir Reisemobil-Tourismus in Zeiten von Corona sicher und praktikabel ausüben. Unser »Haus auf vier Rädern« bietet uns einen mobilen Rückzugsort, in dem wir die Kontakte zu anderen Menschen auf ein absolutes Minimum beschränken können. Das ist so, vom individuellen Bootstourismus vielleicht einmal abgesehen, bei keiner anderen Reiseform möglich.
Mit dem Einhalten der gesetzlichen Corona-Regeln, gegenseitiger Rücksicht, Vorsicht und Schutz sowie durch ein ausgeprägtes Maß an Eigenverantwortlichkeit sollte unser geliebtes Hobby auch während der Pandemie möglich sein. Um im Corona-Krisenjahr wenigstens innerhalb von Deutschland auf Wohnmobiltour gehen zu können, sind wir bereit, zu verzichten, Maß zu halten, persönliche Opfer zu leisten und geliebte Gewohnheiten aufzugeben.

Öffnung der Stellplätze trotz Corona

Öffnung der Stellplätze trotz Corona – Bitte jetzt!

Uns ist klar, dass eine schnelle und komplette Rückkehr in die Jahre vor Corona nicht realisierbar ist. Corona verändert den Globus. Und auch unsere geliebte Campingwelt. Aber wir stellen uns den Herausforderungen und suchen praktikable Lösungen, um beim mobilen Reisen einen maximalen Schutz für uns und andere sicherzustellen.

Daher bitten wir alle Verantwortlichen, sich des Themas Öffnung der Stellplätze trotz Corona zügig anzunehmen und eine Wiederöffnung der Stellplätze unter angepassten Auflagen und Bedingungen möglichst schnell zu befürworten!

Die Stellplatzbetreiber brauchen uns als zahlende Gäste, um finanziell zu überleben und um uns auch nach der Corona-Krise gut ausgestattete und sichere Stellplätze zur Verfügung stellen zu können. Wir Wohnmobilisten brauchen das Reisen, um wieder einen Teil der Normalität zurückzugewinnen. Um Geist und Körper in der Natur eine Ruhepause von den gegenwärtigen Sorgen und Ängsten zu gönnen. Um die Seele beim Blick auf die Schönheiten, die unser Land zu bieten hat, jubilieren zu lassen. Damit stärken wir, nebenbei gesagt, nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem unser Immunsystem. Geben ihm die Power, sich im schlimmsten Fall gegen die Corona-Viren erfolgreich zur Wehr zu setzen.

Autarkes Wohnmobil-Reisen mit Abstand ist, wie wir persönlich finden, für 2020 die ideale Reiseform.
Bitte öffnet die Stellplätze jetzt! Wir sind bereit! Wir stellen uns der Verantwortung und nehmen Rücksicht!

Euer Team Traumfährten – Heike Kügler-Anger + Wolfdietrich Anger

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7 Gedanken zu „Öffnung der Stellplätze trotz Corona – Unser persönliches Positionspapier

  1. Ja, wir waren Donnerstag mal seit langem wieder einkaufen …. Drogeriemarkt und Baucenter vorbildlich, Einkaufswagen wurden desinfiziert, Desinfektionsmittel für Hände reichlich vorhanden, großer Abstand zwischen den Verkaufsreihen. Danach im Discounter: nichts dergleichen, außer dass alle eine Maske trugen. Da fühle ich mich auf einem Stellplatz unter Einhaltung von Abstand wesentlich sicherer.

  2. Ich bin ganz deiner Meinung. Es ist mit großer Sicherheit schlimmer in einen Supermarkt einkaufen zu gehen,als isoliert auf einem SP zu stehen.

  3. Okay, der Punkt ist noch verhandelbar … 🙂 🙂 Vielleicht gibt es ja bald eine Alpa Edition Maske?
    War auch eher so gemeint, wenn man fußläufigen „Begegnungsverkehr“ auf dem Platz hat und nicht auf der eigenen Parzelle. Aber, wie gesagt, die anderen Punkte sind wichtiger.

  4. Wenn wir in Frankreich wären, würde ich sagen, das könnte klappen! Gelbwesten an und los! Natürlich mit Abstand …. Aber bei uns????

  5. Alles super geschrieben und auch identisch mit meiner Einstellung. 1 Punkt stört mich aber! Außerhalb des Wohnmobil Maske, nö ich bin an der frischen Luft und da werde ich bestimmt keine aufsetzen, ist außerdem nicht in der Pandemie Pflicht.
    Danke Horst

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