Mr. Happy feiert Ostern
Erinnert Ihr Euch an Mr. Happy das kleine Wohnmobil, das zu Weihnachten ein ganz besonderes Geschenk bekam? Auf vielfachen Wunsch folgt hier die Fortsetzung: Mr. Happy feiert Ostern!
Schon wieder wurde Mr. Happy, das kleine, betagte Wohnmobil mit der großen gelben Sonne auf dem Heck, vom prasselnden Regen geweckt. Wollte das schlechte Wetter in diesem Jahr kein Ende nehmen? Mr. Happy schüttelte sich, sodass der Regen vom Alkoven auf das Pflaster seines Abstellplatzes plätscherte.
Ihm war kalt und er wünschte, dass seine Familie die Wohnraumheizung anstellen würde. Er war mit seinen gut 20 Jahren schließlich nicht mehr der Jüngste. Die klamme Kälte kroch ihm ins Chassis und in die Federungen, die sich steif und unbeweglich anfühlten. Vielleicht, dachte Mr. Happy unglücklich, hätte er auf die Eisprinzessin hören sollen. Die strahlend schöne Wohnmobilschönheit hatte vor Weihnachten mit ihm auf dem Verkaufsgelände von Eddie, dem Wohnmobilhändler in der großen Stadt, gestanden und sich jeden Tag mit ein paar Yogaübungen fit gehalten. Die Federungen und das Chassis der Eisprinzessin liefen wie geschmiert. Mr. Happy hob vorsichtig das rechte Vorderrad ein paar Zentimeter an. Der Stoßdämpfer knarzte und Mr. Happy setzte das Rad schnaufend wieder auf dem Pflaster ab. Himmel, war das anstrengend! Vielleicht sollte er es besser mit einer Dehnübung versuchen: Mr. Happy streckte die Aufsatzkabine, so weit es die mit dem Fahrwerk verbundenen Schrauben erlaubten, nach hinten. Da durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz in der Nähe der Wohnraumtür. Mr. Happy stöhnte auf. Na prima, dachte er missmutig, jetzt hatte er es auch noch im Kreuz! Er schob die schwere Wohnraumkabine ein paarmal vorsichtig von rechts nach links, bis der Schmerz abebbte. Mr. Happy seufzte. Für Yoga war er definitiv nicht gebaut!
Nur mit Mühe unterdrückte Mr. Happy ein Gähnen. Ihn fröstelte nicht nur, sondern ihm war auch langweilig. Seitdem seine Familie vor vier Wochen ihr neues Häuschen bezogen hatte, war er auf dem Abstellgleis gelandet. Mit Wehmut dachte er an die Zeit zurück, als er seiner Familie als alleiniger Wohnsitz gedient hatte. Mit zwei Kindern und zwei Erwachsenen war jeden Abend Leben in der Wohnmobilbude gewesen! Die beiden Rotschöpfte hatten seinen Alkoven mit ihrem Toben und den Kissenschlachten mächtig zum Schaukeln gebracht, doch Mr. Happy hatte jeden Moment genossen. Bekümmert dachte er daran, welche Wohlgerüche sich in seinem Innenraum verbreitet hatten, wenn Karin, die Mutter von Tim und Mia, in der Heckküche das Abendessen zubereitet hatte. Auch der Kühlschrank war immer gut gefüllt gewesen. Mr. Happys Magen knurrte laut. Er wusste, dass viele vor Ostern fasteten. Doch er war noch nie ein Freund von Diäten gewesen. Hungerkuren machten nicht nur seinen Motor schlapp, sondern verpassten ihm schlechte Laune.
Natürlich freute er sich, dass seine Familie nach der verheerenden Feuersbrunst, in der sie ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, eine neue Bleibe aus festen Mauern gefunden hatte. Aber die Einsamkeit, das Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden, lastete ihm schwer auf der Seele. Zwei Tränen tropften ihm die Vorderscheinwerfer hinunter und vermischten sich mit dem Regen. Mr. Happy machte seinem Namen keine Ehre.
Bis nur eine Woche später die Sonne auch für ihn wieder zu scheinen begann. Jürgen, der Vater der beiden Rotschöpfe, kam mit Schlauch und Schwämmen zu Mr. Happys Abstellplatz und wusch ihm den Winterschmutz vom Lack. Karin riss alle Fenster auf, saugte Matratzen und Sitzpolster ab und polierte die Holzflächen mit Möbelpolitur. Mr. Happy schnurrte zufrieden wie ein Kätzchen. Selbst als Tim seinen Fußball gegen die Beifahrertür schoss, blieb Mr. Happy gelassen. Kinder waren halt Kinder. Und dann begann Karin, Körbe mit Klamotten und Proviant in seinen Innenraum zu schleppen. Jürgen verstaute sein großes Fernglas und die Kamera in einem der Oberschränke. Mia legte eine rote Plastikschaufel, einen Eimer und einen aufblasbaren Strandball in die Heckgarage. Tim hatte von der Oma einen neuen Lenkdrachen geschenkt bekommen, den er natürlich auch mitnehmen wollte. Mr. Happy schnappte immer öfter die Worte Nordsee und Wattenmeer auf. Würde er endlich wieder auf große Urlaubsfahrt gehen? Sein Gaspedal zuckte ungeduldig.
Schon vor Morgengrauen wurde Mr. Happy aus dem Schlaf geweckt. Da er nicht gerade zu den geborenen Frühaufstehern gehörte, brauchte es eine Weile, bis der Motor ansprang und alle Kolben rund liefen. Bei der ersten Anhöhe, die sie erklimmen mussten, um zur Autobahn zu gelangen, schnaufte Mr. Happy hörbar. Dann ging es nur noch bergab, wodurch Mr. Happy richtig auf Touren kam und zu seiner früheren Kondition zurückfand. Auf der Autobahn, die nach Norden führte, war trotz der frühen Stunde schon reger Betrieb.
„Hoffentlich bleiben wir nicht im Stau stecken“, sagte Karin und runzelte bedrückt die Stirn.
„Wann sind wir da?“, fragte Mia schon zum dritten Mal von ihrem Sitzplatz am Fenster der Dinette.
Jürgen legte den vierten Gang ein und zog an einem LKW vorbei. „Wenn wir gut durchkommen, sind wir zum Abendessen in Cuxhaven.“
Karin lächelte. „Dann stoßen wir mit einem Gläschen Sekt an. Endlich haben wir Urlaub.“
Jürgen lächelte zurück. „Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder die dicken Pötte an mir vorbeiziehen zu sehen. Als Kind war ich mit meinen Eltern jeden Sommer in Cuxhaven.“
Mia schaute ihren Vater verwundert an und piepste. „Warum lassen die in diesem Hafen denn Kochpötte schwimmen?“
Tim verdrehte die Augen zur Wohnmobildecke und murmelte: „Doofi.“
„Papa meint, dass dort in Cuxhaven ganz große Schiffe vorbeifahren“, stellte Karin richtig.
Mr. Happy legte noch einen Gang zu. Er liebte Schiffe und maritimes Ambiente.
Mr. Happy feiert Ostern auf dem Stellplatz in Cuxhaven
„Da ist noch ein Platz frei!“ Tim wies mit der Hand auf eine Lücke, die er inmitten der fast 100 Wohnmobile entdeckt hatte.
„Mit so viel Andrang hatte ich nicht gerechnet“, murmelte Karin und schaute sich verwundert um.
„Schade, einen Platz in der ersten Reihe können wir wohl abhaken“, sagte Jürgen und bugsierte Mr. Happy auf den letzten freien Platz in der Mitte des großen, betonierten Stellplatzgeländes.
„Vielleicht wird morgen was frei. Dann stellen wir uns um“, versuchte Karin ihn zu trösten.
„Ich will an den Strand!“ Mia versuchte, sich aus dem Sicherheitsgurt zu winden.
„Vielleicht sollten wir uns alle nach der langen Fahrt erst einmal die Füße vertreten“, meinte Karin und öffnete die Beifahrertür. Weil ein frischer Ostwind wehte, zogen sie sich ihre dicken Jacken an und marschierten auf dem Döser Seedeich in Richtung Badebucht.
Mr. Happy streckte nach der langen Fahrt erleichtert die vier Räder aus und sog dankbar die frische Meeresluft in seinen Motorkühler. Dann blickte er zur rechten Seite. Neben ihm stand ein vollintegrierter Palast Liner mit weißen Ledersitzen und einem Queensbett, über dem ein Sternhimmel aus kleinen LED Leuchten funkelte.
„Hallo“, sagte Mr. Happy, „stehst du schon lange hier?“
Der Palast Liner rümpfte die Luftschlitze auf seiner senkrechten Motorhaube.
„Richtig gutes Klima hier“, versuchte es Mr. Happy noch einmal im Plauderton.
„Pah“, spuckte der Palast Liner aus. „Die elendige Salzluft greift meinen schönen weißen Lack an. Und dann erst dieser Wind, diese Kälte!“ Der Palast Liner schüttelte sich dezent. „Ich wäre lieber im Süden.“
„Nun ja …“, wollte Mr. Happy erwidern.
„Oder wenn schon im Norden, dann wenigstens auf Sylt. Da, wo die richtig Reichen und Schönen sind“, zischte der Palast Liner mit einem bedeutungsvollen Blick auf Mr. Happys verblichenen hellblauen Lack und die Delle an der hinteren Stoßstange.
Mr. Happy zog verschämt den Alkoven ein.
„Für mich ist das hier auch nichts“, meldete sich das beige lackierte Allrad-Wohnmobil zu Mr. Happys Linken. „Nichts als platter Beton. Nirgendwo eine ordentliche Piste. Und an den schönen Sandstrand darf ich auch nicht zum Spielen.“
Mr. Happy dachte an seine Familie, die wahrscheinlich gerade am Strand angekommen war. Er stellte sich vor, wie Mia mit ihrem roten Schäufelchen im Sand buddelte und Tim Muscheln sammelte. Bei der Vorstellung, dass das beige Monstrum direkt auf sie zurollen würde, lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter.
„Nun ja, ein bisschen Ruhe tut dir vielleicht auch ganz gut“, erwiderte er diplomatisch.
Das beige Allrad-Wohnmobil streckte sich auf seinen grobstolligen Geländereifen und blickte von seinen knapp 3,60 Metern Höhe auf Mr. Happy hinunter. „I was born to run“, knurrte das Allrad-Wohnmobil und fügte nach einer kurzen Pause hinzu. „Wirklich schade, dass man seinen Urlaub neben halbsenilen Rentnern verbringen muss.“
Das kann ja heiter werden, dachte Mr. Happy und schwieg betroffen.
Seine Vorahnungen trogen ihn nicht, denn in den nächsten Tagen sollte alles noch viel schlimmer kommen. Während seine Familie jeden Morgen zum Strand loszog oder bei der Alten Liebe die Cuxhaven passierenden Schiffe beobachtete, zogen die anderen Wohnmobile auf dem Stellplatz gnadenlos über Mr. Happy her. Betitelten ihn als Klapperkiste, Schrottmühle oder Straßenschänder. Besonders schlimm war es an dem Tag, als seine Familie ganz früh zu einem Ausflug nach Helgoland aufbrach. Da taten sich drei der gegenüberstehenden Wohnmobile zusammen und bespuckten ihn ganz offen aus den Düsen ihrer Scheibenwaschanlage. Ein gelber VW-Bus, der wie Mr. Happy ebenfalls schon länger auf den Rädern war, versuchte schützend einzugreifen. Gegen die Übermacht der Arroganz auf drei Achsen hatte er jedoch keine Chance. Als Mr. Happys Familie an dem Abend endlich eingeschlafen war und sich die Dunkelheit über den Stellplatz am Schiffsansagedienst gelegt hatte, schluchzte Mr. Happy leise vor sich hin. Inmitten der stolzen, schnittigen Wohnmobilgiganten kam er sich wie ein hässliches Entlein vor. Dabei war er doch nur alt und hatte schon viel von der Welt gesehen. War er deswegen nicht mehr liebenswert? Durfte er in seinem Wohnmobilleben keinen Spaß mehr haben? War er, wie die Dauerparker aus der ersten Reihe angemerkt hatten, nur noch ein Fall für die Schrottpresse? Mr. Happys Tränen tropften auf den kalten Beton. Eine Möwe, die zur späten Stunde noch unterwegs war, lachte höhnisch auf. Ansonsten war alles still.
Mr. Happy bekam vom vielen Weinen einen Schluckauf. Zuerst versuchte er, die Luft anzuhalten. Davon wurde seiner Motoreinheit so schwindelig, dass er gierig, wie auf ein Fisch auf dem Trocken, nach Frischluft schnappte. Der Palast Liner zu seiner Rechten zischte wütend: „Ruhe!“
Mr. Happy bemühte sich, durch alle Lüftungsschlitze die Luft herauszupressen, bis der Schluckauf sich endlich legte. Obwohl Mr. Happy sich vom vielen Schluchzen groggy fühlte, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Auch, weil das dicke Allrad-Wohnmobil neben ihm so laut schnarchte, dass der Betonboden vibrierte. Mr. Happy seufzte und stellte sich innerlich auf eine sehr lange Nacht ein.
Plötzlich sah er eine dunkel gekleidete Gestalt über den Stellplatz huschen. Ein Nachtschwärmer, der in einer der gemütlichen Kneipen im Hafenviertel versackt war, dachte Mr. Happy verwundert. Oder ein Liebhaber auf dem Weg zum Schäferstündchen mit dem Urlaubsflirt? Mr. Happy musste grinsen. Dennoch verfolgte er die Gestalt aufmerksam mit seinen ausgeschalteten Scheinwerfern. Der Eindringling hatte derweil den weißen Container mit den blauen Streifen erreicht, in dem die Anmeldung untergebracht war. Hatte der Platzwart etwas vergessen und war noch einmal in sein Büro zurückgekehrt, fragte sich Mr. Happy. Oder machte er Überstunden? Mitten in der Nacht? Irgendetwas ist hier faul, dachte Mr. Happy. Er reckte sich ein Stück nach vorn, um besser an dem Palast Liner vorbeischauen zu können. Da hörte er ein Klirren, so als ob Glas zersplitterte. Kurz darauf vernahm er ein Geräusch, das sich wie die Fehlzündung eines Motors anhörte. Hatte eins der Wohnmobile schlechten Diesel getankt und litt an Verdauungsstörungen? Mr. Happy runzelte nachdenklich die Lüftungsschlitze der Motorhaube. Seine Filter nahmen einen Geruch war, der so überhaupt nicht zum maritimen Ambiente passte. Dann schlugen auch schon die ersten Flammen aus dem Büro des Platzwartes.
Feuer!, durchzuckte es Mr. Happy. Hilfesuchend blickte er um sich, doch die anderen Wohnmobile schliefen tief und fest. Was sollte er jetzt machen? Wenn das Feuer sich ausbreitete und vom Container auf den vergitterten Lagerbereich für die Gasflaschen übergriff, würde der ganze Wohnmobilstellplatz in die Luft fliegen. Ja, sogar er selbst wäre mit seinen beiden in der Seitenklappe installierten Gasflaschen eine Bombe auf vier Rädern. Mr. Happy lief der kalte Schweiß das Heck hinunter. Mach was!, befahl er sich. Trotz seiner ätzenden Federungen verlagerte er sein Gewicht zuerst auf die rechte, dann auf die linke Seite. Immer schneller und schneller, bis das ganze Wohnmobil wie im Sturm schwankte. Gleichzeitig fummelte er so lange, bis er den Kontakt für die Hupe erreicht hatte und ließ ein lang anhaltendes Tröten über den Platz schallen.
Seine Familie rieb sich müde die Augen, dann roch auch Jürgen den Rauch. Ein Blick aus dem Fenster genügte.
„Festhalten! Wir müssen hier weg!“, schrie Jürgen und ließ den Motor an. Mr. Happy spurtete wie ein junger Windhund los.
„Ich ruf die Feuerwehr!“ Karin tippte hektisch die 112 auf der Tastatur ihres Handys ein.
Als Mr. Happy das Ende des Landwehrkanals erreicht hatte, schrillten die Sirenen durch Cuxhaven.
„Ich weiß gar nicht, ob ich für den Rest der Ostertage hier bleiben möchte“, sagte Karin mit müder Stimme. Sie hatten die Nacht, oder das, was nach ihrer Flucht vom Wohnmobilstellplatz übrig geblieben war, auf dem Parkplatz eines Supermarktes verbracht.
Jürgen stellte das Radio leiser. „Sie haben eben doch gesagt, dass das Feuer schnell gelöscht werden konnte. Es ist niemanden etwas passiert.“
„Trotzdem.“ Karin hörte sich gar nicht glücklich an. Selbst Tim und Mia wirkten bedrückt. Ein Gefühl, das Mr. Happy teilte. Auch ihm steckte die durchwachte Nacht in allen Schraubverbindungen und Scharnieren. Außerdem wollte er nicht wieder dorthin zurück, wo er so schmählich behandelt worden war. Doch Jürgen ließ ihm keine Wahl und startete den Motor. Unglücklich schleppte sich Mr. Happy die Straße hinter dem Seedeich entlang.
An der Zufahrt zum Wohnmobilstellplatz musste er abrupt stoppen. Eine riesige Menschenmenge hatte sich hinter den Hallen des Helgoland Parkservices versammelt. Viele hielten Kameras hoch, manche schwenkten Fähnchen. Eine Musikkapelle stimmte einen Tusch ein. Waren sie inmitten eines Volksfestes gelandet?, fragte sich Mr. Happy verwundert.
Da klopfte es an die Fahrerscheibe, die Jürgen einen Spalt hinunter ließ.
„Wir haben schon auf Sie gewartet“, sagte der Leiter der Berufsfeuerwehr Cuxhaven.
„Auf uns?“ Karin schaute den Beamten verdutzt an.
Der drückte ihr einen Blumenstrauß in die Hand. „Sie haben gestern Abend Leben gerettet.“
„Das waren nicht wir, sondern unser Wohnmobil. Wir haben nämlich ein ganz besonderes Wohnmobil“, erwiderte Jürgen stolz.
Der Leiter der Feuerwehr ließ den Blick über Mr. Happys verblichenen Lack schweifen, enthielt sich aber eines weiteren Kommentars. Jürgen legte den ersten Gang ein und fuhr langsam durch die enge Einfahrt auf den Stellplatz. Dort erwartete sie schon der Platzwart, der sie auf den ersten Platz in der allerersten Reihe winkte.
„Wow!“, entfuhr es Tim, als ein riesiges Containerschiff scheinbar zum Greifen nah an ihnen vorbeiglitt.
Mr. Happy war dagegen so verlegen, dass er gar nicht wusste, wo er hinschauen sollte. Er auf dem ersten Platz in der ersten Reihe, also dort, wo sonst nur die Luxusschlitten mit integriertem Kleinwagen oder die Hightech-Kastenwagen parkten? Nein, hier konnte er sich nicht wohlfühlen. Am liebsten hätte er sich sofort von dannen gemacht. Aber Jürgen hatte die Handbremse angezogen und den Gang eingelegt. Mr. Happy war zum Bleiben verdammt. Er versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Da machte sich das Nachbarmobil mit seiner Hupe bemerkbar. Mr. Happy zuckte schuldbewusst zusammen.
„Klasse, was du heute Nacht geleistet hast!“, sagte das Nachbarmobil.
„Danke, dass du uns vor dem Verbrennen gerettet hast“, fügte ein weiteres Wohnmobil hinzu und betätigte die Lichthupe.
„Hip, hip, hurra auf Mr. Happy!“ rief ein Alkovenmobil.
Ein Wohnmobil aus Großbritannien, das die Tür zum Wohnraum und den Fahrersitz auf der falschen Seite hatte, stimmte „He’s a jolly good fellow“ an. Die anderen Wohnmobile ließen sich nicht lange bitten und sangen lauthals mit. Wer nicht so textsicher war, drückte die Hupe und betätigte die Lichthupe. Die gerade an der Pier vorbeiziehenden Schiffe ließen ihre Schiffshörner tuten. Die Menschen aus den anderen Wohnmobilen versammelten sich um Mr. Happy und klatschten laut.
„Angeber!“, zischte der Palast Liner, der es noch immer nicht in die erste Reihe geschafft hatte.
„Schnauze, oder du fliegst!“, warnte ihn der gelbe VW-Bus.
Missmutig zog der Palast Liner die Jalousie seiner Frontscheibe zu.
Mr. Happy dagegen strahlte über alle vier Karosserieecken. Das feige Mobbing, die erlittenen Schmähungen waren vergessen. Jetzt konnte auch für ihn der Osterurlaub in Cuxhaven so richtig losgehen! Schiff Ahoi für Mr. Happy.
Allen meinen Lesern und Wohnmobilfreunden wünsche ich schöne und fröhliche Ostertage.
Diese Geschichte ist von mir frei erfunden. Aufgrund von Namens- und Produktnennungen muss ich jedoch folgenden Hinweis hinzufügen: ~Werbung durch Empfehlung ohne Auftrag/Bezahlung.~