Mit Wohnmobil und Hund nach Schweden
Eigentlich sind wir eingeschworene Frankreich-Reisefans. Doch manchmal muss Abwechslung in den Reisetopf. So war Mitte Januar 2018 für uns klar: In diesem Frühjahr soll es mit Wohnmobil und Hund nach Schweden gehen.
Gesagt, getan. Bereits im Januar hatten wir die Schwedenfähre gebucht, weil es für Frühbucher satte Rabatte gibt. Für ein Wohnmobil unter 8 m Länge, 2 Erwachsene, 2 Hunde, Vierbett-Außenkabine in der Hunde erlaubt sind sowie Strom für das Wohnmobil haben wir für Hin- und Rückfahrt mit Finnlines €261,58 bezahlt. Immer noch eine ordentliche Stange Geld, aber wir wollten uns gerade zu Urlaubsanfang etwas Luxus und Zeit zur Entspannung gönnen. Vorweg genommen: Es hat funktioniert!
Mit Wohnmobil und Hund nach Schweden
Einreisebestimmung für Hunde
Schweden ist ein hundefreundliches Land. Die Einreisebestimmungen für Hund und Katz aus einem EU-Land sind im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter gelockert worden. Bluttest, Wurmkur, schriftliche Genehmigung, Attest etc. sind inzwischen passé. Notwendig sind noch:
- D-Kennzeichnung mit Mikrochip (im Haustierpass vermerkt)
- gültige Tollwutimpfung (auch der 3-Jahres Impfstoff wird akzeptiert)
- Haustierpass (mit Dokumentation über Maßnahmen durch den zuständigen Tierarzt)
- Bei der Einreise Anmeldung beim Zoll
Beim letzten Punkt scheint es allerdings regionale Unterschiede zu geben. Als wir im Herbst 2016 mit TT-Line nach Schweden tuckerten, sind wir bei der Ankunft in Trelleborg brav auf die rot gekennzeichnete Spur gefahren und haben der wartenden Zollbeamtin die Haustierpässe unserer beiden Hunde entgegengehalten. Die Zollbeamtin hat uns ohne mit der Wimper zu zucken durchgewunken. Bei der Ankunft in Malmö vor 4 Wochen haben wir ebenfalls alle Dokumente für die Anmeldung beim Zoll bereitgehalten – aber weit und breit nichts entdeckt, was auf einen Zollposten hingewiesen hätte. Binnen kürzester Zeit waren wir im Hafenbereich und damit auf schwedischem Boden.
Ein Hundeverbot auf Stellplätzen haben wir in Schweden kein einziges Mal erlebt, in der Regel war der Hund mit im Preis enthalten. Beim Freistehen, was in Schweden in einigen Regionen noch gut möglich ist, erübrigt sich natürlich die Frage nach dem Verbot …. Als Gast mit Hund sollte man jedoch wissen, dass die meisten Schweden ihre Hunde eher angeleint halten und bei Begegnungen lieber auf höfliche Distanz gehen.
Von Anfang Mai bis Oktober gilt auf vielen Stränden Hundeverbot, bis zum nächsten Hundestrand ist es meistens jedoch nicht weit. Mit dieser Regelung konnten wir prima leben bzw. urlauben.
Mit Wohnmobil und Hund auf die Schwedenfähre
Weil Urlaubszeit bekanntlich immer knapp und damit ein höchst wertvolles Gut ist, haben wir uns nicht für die Anreise über die verschiedenen Brücken, sondern für die Fähre entschieden. Da wir aus Süddeutschland anreisen, ist Travemünde für uns der günstige Ausganspunkt, um das Schwedenabenteuer zu starten.
Die Überfahrt von Travemünde nach Malmö dauert etwa 9 Stunden. Während dieser Zeit darf das Haustier (aus vielfältigen Gründen) nicht im Wohnmobil bleiben, sondern muss mit an Deck. Das Buchen einer speziellen Haustierkabine ist also bei Tag- und Nachtfahrten Pflicht! Wer entsprechend früh bucht und/ oder ein Angebot ausnutzt, zahlt für die Haustierkabine allerdings einen, wie ich finde, eher moderaten Aufpreis. Unsere Standard-Außenkabine mit 4 Betten ist auf dem Hinweg mit €32,08 und auf dem Rückweg mit €25,67 zu Buche geschlagen. Pro Hund muss pro Überfahrt nochmals mit € 20 gerechnet werden.
Hinfahrt mit der Finnswan
In Travemünde war das Einchecken und Auffahren auf die wartende Fähre fix erledigt und wir konnten, nachdem wir unseren ALPA an den Strom gestöpselt hatten, umgehend unsere Kabine beziehen. In der fanden wir zwei Doppelbetten vor, bei denen wir die Hochbetten gleich hochgeklappt ließen. Unsere Hunde machten sich umgehend daran, die Kabine nach Spuren der vor ihnen Reisenden zu beschnüffeln. Aber der Laminatboden war piccobello sauber.
Wie auch das angrenzende Bad, wo eine zweckmäßige Dusche, Toilette und ein großer Waschtisch untergebracht waren. Waschlotion und Handtücher werden übrigens ebenfalls gestellt. Ich kann Euch versichern: Ausgiebiges Duschen an Bord, während der Dieselmotor regelmäßig vor sich herstampft und die Wellen gegen die Reling plätschern, ist schon ein ganz besonderes Dusch-Erlebnis! 😎
Unsere Hunde haben die ganze Angelegenheit von Minute eins an mit Gelassenheit genommen und selbstverständlich nicht auf die mitgebrachte Bord-Verpflegung verzichtet. Fairerweise muss ich eingestehen, dass die Ostsee auch dieses Mal während der Hin- und Rückfahrt glatt wie ein Kinderpopo war. Also kein Grund, die für Mensch und Tier mitgebrachten Reisetabletten (für den Hund mal beim Tierarzt nachfragen) zum Einsatz zu bringen.
9 Stunden sind eine lange Zeit, da möchten sich Mensch und Tier auch mal die Füße vertreten. Hunde sind in den öffentliche Bereichen wie Restaurant, Shop, Sauna etc. natürlich verboten, aber es gibt einen speziellen Auslaufbereich. Bei der Finnswan sogar zwei Bereiche, rechts und links des Hauptdeckes gelegen. Dort waren auch die Hundeklos untergebracht. Beide mit einer Rampe versehen, mit Kies gefüllt und sauber. In einem bot sich eine Plastikpalme als Zielgebiet für die kleineren Befürfnisse an. Unsere Hunde entschieden sich jedoch, das Grünzeug links liegen zu lassen und ihren Reisegruß auf dem anderen Klo zu hinterlassen.
Rückfahrt mit der Finnpartner
Nachdem wir trotz der äußert hilfreichen App Park4night am Vorabend vor der Rückfahrt in Malmö keinen Platz gefunden hatten, wo wir mit guten Gefühl hätten stehen können (alle Parkplätze mit Seeblick, die empfohlen wurden, waren ….. MENSCHENLEER), wendeten wir uns an die freundlichen Mitarbeiter am Terminal von Finnlines. Dort schlug man uns sofort vor, dass wir für die Nacht direkt vor der Tür parken könnten. Also, ein kürzester Anfahrtsweg zum Einchecken am Morgen war de facto nicht möglich! Nochmals ein herzliches Danke an Finnlines!
Am nächsten Morgen standen wir schon früh parat, aber bis wir dann endlich auf das Schiff durften, dauerte es noch eine gefühlte halbe Ewigkeit. Wie es aussah, gab es Probleme bei der LKW-Verladung. Um zehn vor zehn stand die Ampel noch immer auf Rot, die geplante Abfahrt sollte um zehn sein. Plötzlich kam Hektik auf, die Ampel sprang um und Motoren an. Es ging die Rampe hoch und schon standen wir im Schiffsbauch. Auch dieses Mal verlief der Anschluss an das Stromnetz der Finnpartner ohne Probleme. Hoch ging es die steilen Treppen bis zu Deck 5, zu unserer gebuchten Haustierkabine.
Nach dem Öffnen der Kabinentür verschlug es uns für einen Moment die Sprache. Ich checkte nochmals die Buchung, aber alles schien in bester Ordnung. Die Reisegötter waren uns mehr als wohlwollend gesonnen, sodass wir in einer kleine Suite gelandet waren.
Es gab drei normale, breite Betten und ein eingeklapptes Hochbett. Dazu kam noch ein Schreibtisch mit Stuhl und Fernsehen. Dazwischen viiieeel Platz für uns und die Hunde. Wir machten es uns gemütlich und es kam so etwas wie Kreuzfahrt-Feeling auf.
Auch wenn das Bad etwas altbackener gestaltet war als auf der Finnswann. Trotzdem, hier ließ es sich aushalten!
Hundeklo als Hygienerisiko
Natürlich waren wir neugierig, wie es auf der Finnpartner, die vom Interieur etwas gediegener gestaltet war als die Finnswan, in den Außenbereichen aussehen würde. Durch die verwinkelten Flure und eher schmalen Treppen machten wir uns auf, um einen Blick auf den Pool-/Saunabereich und das obere Sonnendeck zu werfen. Das Kreuzfahrt-Feeling hielt an. Dann ging es mit den Hunden im Schlepptau hinaus, den Auslaufbereich zu erkunden. Und da setzte schnell Ernüchterung ein.
Der Auslaufbereich für Hunde lag direkt unter den beiden Sonnendecks, von wo aus sich ein unverbauter Blick auf das Hundeklo bot. Natürlich fand sich auf den Sonnendecks prompt eine kleine Schar von Zweibeinern ein, die interessiert über die Brüstung schauten. Ich spürte quasi, wie unsere beiden Hunde anfingen, die Hinterbeine zusammenzukneifen. Unter den Augen aller pinkeln? Oder mehr? Geht für unsere Vierbeiner gar nicht!
Zumal das Hundeklo selbst – ja, ich sage es jetzt mal ganz unverblümt – für Mensch und Tier die reinste Zumutung war! In dem mit Holz eingefassten Kasten lag ein dünner, grüner Kunstteppich, auf dem sich wahrscheinlich schon x Hundegenerationen verewigt hatten. Entsprechend roch es. Was selbst die frische Seeluft nicht übertünchen konnte. Unsere Hunde weigerten sich, auch nur eine Pfote ins Innere dieses fragwürdigen Kastens zu setzen. Nach mehreren Runden über das Deck und Zwischenstopps an dem Kasten – sozusagen als nettes Unterhaltungsprogramm für die Mitreisenden – passierte …. erwartungsgemäß nichts. Wenn es sein muss, können unsere Hunde ihre Bedürfnisse lang und tief hinunterschlucken! Zumal wir ihnen vor Abfahrt genügend Auslauf verschafft hatten.
Trotzdem: Über dieses Klo ärgere ich mich noch immer! Wie kann ein Unternehmen, das mit seiner Tierfreundlichkeit wirbt, ein derartiges Hygienerisiko für Mensch und Tier auf einem seiner Decks platzieren? Hat bei Finnlines irgendjemand einen Gedanken daran verschwendet, wie Hunde sich artgerecht erleichtern können?
Dass die Bedürfnisse von mitreisenden Vierbeinern zuminest auf der Finnpartner nicht hoch im Kurs stehen, zeigt auch der Weg zum Hundeklo. Der führt entweder über eine schmale Stiege vom mittleren Sonnendeck hinab oder an der Seite entlang durch eine Passage, die ebenfalls wenig einladen wirkt. Das Hinweisschild zum Auslaufbereich für die Hunde sagt eigentlich alles:
Jetzt könnte ich es mir einfach machen und sagen: Bei Finnlines will man eigentlich gar keine Hunde. Die stellten dieses fragwürde Klo quasi als Abschreckung auf. Bei der nächsten Reise lässt man den Hund dann lieber gleich zuhause.
ABER: Dass es anders, nämlich viel besser geht, beweist die Situation auf der Finnswan. Beide Klos auf der Finnswann waren mit Kies gefüllt, der sich reinigen beziehungsweise austauschen lässt. Beide Hundeklos waren sauber und keine Spuren der Vorbenutzer zu erkennen (wobei in Sachen Hundehaufen natürlich die Hundebesitzer in die Pflicht genommen werden). Beide Hundeklos waren gut benutzbar. Für eventuelle Malheurs hingen sogar eine Flitsche und ein Schlauch in Reichweite.
Mein Fazit: Schiff ist nicht gleich Schiff …. Vielleicht sollte man sich vor der nächsten Buchung nach der aktuellen Situation in Sachen Hundeklo erkundigen????
Würden wir nochmals Finnlines buchen?
Wenn das Angebot passt: Ja!
Bis auf das Hundeklo auf der Finnpartner war für uns alles paletti. Die Mitarbeiter waren freundlich (bei der Hinfahrt hatten wir Probleme mit der Chipkarte für die Kabinentür), das Innenambiente ansprechend, die Kabinen samt Bad sauber und einladend. Da einige Bereiche der Finnpartner frisch geweißt waren, gehe ich davon aus, dass man hier weiter den Pinsel schwingen und das Schiff auch von außen optisch auf Vordermann bringen wird.
Luxus für Womos: Stromanschluss während der Überfahrt
Bei unserer Reise mit Wohnmobil und Hund nach Schweden schneidet Finnlines in einer Hinsicht als absoluter Platzsieger aller Schwedenfähren ab: Während der Überfahrt kann man nach vorheriger Buchung das Wohmobil oder den Wohnwagen an das Stromnetz anschließen. Für jeweils € 5 pro Überfahrt ist man die leidige Sorge los, ob der Kühlschrank während der langen Überfahrt nicht schlapp macht. Wird der Kühlschrank nur mit 12 Volt über die Bordbatterie gespeist, kann es mitunter knapp werden. Nur zur Erinnerung: Die Gasflaschen müssen während der Überfahrt stets zugedreht und das Gasfach mit einem entsprechenden Aufkleber versiegelt werden. Unser Wohnmobil und den gut gefüllten Kühlschrank sicher am Strom angeschlossen zu wissen, war ein riesiger Pluspunkt für uns.
Schweden wir kommen bestimmt wieder! Nicht in diesem Jahr, da wartet im Herbst Frankreich ganz sehnsüchtig auf uns.
Aber mit Wohnmobil und Hund nach Schweden wird für uns auch in 2019 eine unsere Reiseoptionen sein. Filou und Fritzchen freuen sich jetzt schon.
Eure Heike
Dieser Bericht spiegelt meine Meinung und meine persönlichen Erfahrungen wider. Aus rechtlichen Gründen muss ich jedoch folgenden Hinweis hinzufügen: ~Werbung durch Empfehlung ohne Auftrag/Bezahlung.~
3 Gedanken zu „Mit Wohnmobil und Hund nach Schweden“
Gibt es auf der Fähre eigentlich Fahrstühle? Ich habe einen Herdenschutzhund, der evtl. die Treppen nicht gehen kann…
Und…wie habt ihr euch auf der Überfahrt verpflegt?
Gibt es Zugang zu Essen auch außerhalb der Restaurants?
Gern! Wünsche Euch schon jetzt viel Vorfreude und, wenn es so weit ist, eine tolle Überfahrt. Bis auf das Hundeklo auf der Rückfahrt haben wir es genossen. Ich glaube, wir könnten zum „Serientäter“ in Sachen Scheden werden ….
Hallo Heike,
ich habe total interessiert deinen Artikel gelesen, da wir (2 Erw. +2 Kinder+ 1 Dackel) gerade für nächstes Jahr ein Wohnmobil gemietet haben und unsere Reise nach Schweden geht. Natürlich, da auch wir aus Süddeutschland sind, fahren wir von Travemünde nach Malmö mit der Finnlines. Hier fand ich gerade im Puncto Hundeklo und Auslauf deinen Bericht sehr hilfreich und interessant. Vielen Dank für die tollen Tipps und Eindrücke