Eine kleine Liebeserklärung an Le Crotoy an der Sommebucht

Eine kleine Liebeserklärung an Le Crotoy an der Sommebucht

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Schon seit vier Jahrzehnten reisen wir gern nach Frankreich, erkunden Land und Leute mit dem eigenen Campingfahrzeug. Schön ist es, wie wir finden, in vielen Regionen. Doch manche Flecken französischer Erde sind uns mehr ans Herz gewachsen als andere. Einer dieser für uns ganz besonderen Orte liegt an der Sommebucht. Hier unsere ganz persönliche Liebeserklärung an Le Crotoy.

Strand bei Ebbe von Le Crotoy an der Sommebucht

Ein geschichtsträchtiger Ort

Es war einmal ein Städtchen an der trichterförmigen Mündung der Somme. Schon die Kelten betrieben hier Fischfang. Mit dem Begriff »Crot« bezeichneten sie eine Sandbank, die Unterschlupf und Schutz bietet. Noch heute ist Le Crotoy für seine weit in die Bucht ragenden Sandbänke und seine Dünenlandschaft bekannt, die dazu beitrugen, dass aus dem verschlafenen Fischerort im Laufe der Jahrhunderte ein beliebter Badeort wurde.
Bevor es dazu kam, blieb Le Crotoy jedoch nicht von den Wechselspielen der Geschichte verschont. König Eduard III. ließ während des Hundertjährigen Krieges dort eine Festung errichten, wo Jeanne D’Arc vom 21. November bis 20. Dezember 1430 gefangen gehalten wurde, bevor sie auf dem Weg nach Rouen, wo ihr der Prozess gemacht wurde, die Sommebucht überquerte.

Bronzestatue Jean D'Arc in Le Crotoy am Hafen.
Hinweistafel auf Französisch:
Jea d'Arc wrude als Gefangene von Le CRotoy kommend im Dezember 1430 nach Saint Valéry überführt.

Später wurden das Schloss und die Festung geschleift. 1799 breitete sich eine Brandkatastrophe vom Hafen über die ganze Stadt aus, die meisten Häuser wurden ein Opfer der Flammen. Drei Jahrzehnte später forderte die erste Cholera-Epidemie zahlreiche Opfer. Und doch ging es stetig aufwärts: Der Hafen wurde mit drei Anlegestellen ausgebaut, ein Parfümhersteller aus Paris ließ eine große Hotelanlage errichten, dazu wenig später ein Zuchtbecken für die Austernproduktion. Kurz vor Mitte des 19. Jahrhunderts konnte man in Le Crotoy schon das erste öffentliche Badehaus bestaunen. Mit dem Ausbau der Bahnstrecke Paris – Picardie strömten viele gut situierte Pariser während der Sommermonate in das Städtchen. Auch Künstler, Schriftsteller und Maler fühlten sich von der weiten Bucht und dem einzigartigen Licht der Küstenlandschaft inspiriert, Alfred Sisley und Toulouse-Lautrec zog es immer wieder in die Region. Der Schriftsteller Jules Verne kaufte ein Haus am Hafen, lebte dort mit seiner Familie fast acht Jahre lang und schrieb währenddessen seinen wohl bekanntesten Roman »Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer«.

Restaurant Le Jules Verne am Hafen von Le Crotoy.

Gaston und René Caudron, zwei Pioniere der modernen Luftfahrt, unternahmen im Mai 1909 verschiedene Testflüge am Strand, 1910 eröffneten sie die erste Flugschule weltweit, 1912 entwickelten sie das allererste Wasserflugzeug. Die Hangars ihrer Luftfahrtschule ließen sie direkt am Strand errichten, damit sie bei aufkommender Flut von Wasserflugzeugen angeflogen werden konnten. 4.700 Flugschüler, unter ihnen viele damalige Prominente aus Gesellschaft und Politik, absolvierten dort ihre Flugausbildung. Dann kamen der Erste und der Zweite Weltkrieg, brachten auch hier Zerstörung und Leid.

Liebeserklärung an Le Crotoy – Wie alles begann

Aber das Leben ging weiter und die Sehnsucht nach dem Meer blieb ungebrochen. Letztere hat auch uns in die Sommebucht geführt. 2004 machten wir, mit dem Wohnwagengespann auf dem Weg in die Normandie und die Bretagne unterwegs, zum ersten Mal dort einen Zwischenstopp.

Strand von Le Crotoy Ansicht von der Luft aus, mit Drone fotografiert.

Damals hatten wir das Glück, mit unserem (autarken) Wohnwagen auf dem Wohnmobilstellplatz hinter den Dünen unterzukommen; der Platz existiert heute noch in fast unveränderter Form. Die Region gefiel uns so gut, dass wir im Laufe der Jahre immer mal wieder dort vorbeischauten, auch für längere Aufenthalte, bei denen wir meist auf dem Campingplatz Les Aubépines in der Rue de la Maye unterkamen. Wir lieben es, mit unseren Hunden stundenlange Strandspaziergänge zu unternehmen, die fast endlos erscheinende Weite des Horizonts zu genießen und das hier in der Bucht besonders beeindruckende Spektakel von Ebbe und Flut zu bestaunen. Die Sonnenuntergänge sind oft atemberaubend.

Sonnenuntergang am Strand von Le Crotoy an der Sommebucht.

Leider wurde es immer schwieriger, mit dem Wohnwagen außerhalb der Campingplätze einen Übernachtungsplatz zu finden. Auch in Frankreich werden Wohnwagen, selbst komplett autark ausgestattete, nur selten auf Wohnmobilstellplätzen toleriert. Einmal wurden wir von zwei erzürnten Wohnmobilisten regelrecht des Platzes am Chemin des Marais »vertrieben«.
Was unserer Liebe zu dem Ort und der Bucht keinen Abbruch tat. Und seitdem wir 2016 vom Wohnwagen auf ein Wohnmobil umgestiegen sind, können wir einen der drei Wohnmobilstellplätze in Le Crotoy problemlos anfahren.

Rot-weiß gestrichenes Hotelgebäude in Le Crotoy.

Uns zieht es immer wieder an die Somme – Liebeserklärung an Le Crotoy

Ende Oktober 2024 führte uns die Sehnsucht nach Weite, dem herbstlichen Licht über der Bucht und dem Geruch von Salz, Schlick und Meer erneut in das Hafenstädtchen. Womit wir nicht gerechnet hatten: Vielen anderen Reisenden erging es ebenso, zu der Zeit waren in Frankreich, Belgien und den Niederlanden Schulferien, entsprechend gut waren die Wohnmobilstellplätze in der Region besucht. Auf dem Stellplatz am Hafen kommen über 100 Fahrzeuge unter, gegen Abend war er zu Dreiviertel ausgebucht, der Platz ist wegen der Nähe zum Wochenmarkt, den Geschäften, Kneipen und Restaurants recht beliebt. Unser persönlicher Favorit ist und bleibt allerdings der Platz am Ortsrand hinter den Dünen, von dort ist man im Nullkommanichts am Strand, was auch die Hunde freut. Schon beim ersten Gassigang des Tages kann man, wenn gerade Flut ist, das muntere Treiben der Windsurfer und Kitesurfer verfolgen und mit etwas Glück sogar Robben beobachten.

Kitesurfer am Strand von Le Crotoy.

Seit ein paar Jahren gibt es eine weitere Kuriosität an Wassersportarten zu bestaunen: das Wasserwandern im Neoprenanzug.

Eine Gruppe von Leuten in Neoprenanzügen am Strand von Le Crotoy, die an einer geführten Wasserwanderung teilnehmen.

Der einzige Nachteil des Wohnmobilstellplatzes ist, dass man etwa 20 Minuten Fußweg einplanen muss, um zum Hafen und der »Einkaufsmeile« von Le Crotoy zu gelangen. Wer nicht so gut zu Fuß ist, sollte das Fahrrad oder den E-Scooter nehmen. Achtung: Mit dem Wohnmobil ist es fast aussichtslos, in Hafennähe einen Parkplatz zu finden, und die Gassen sind teilweise recht eng. Parkgebühren werden im gesamten Stadtgebiet kassiert, die Gemeinde kontrolliert häufig.

Restaurant am Hafen von Le Crotoy.
Le Crotoy

Wir sind immer wieder erstaunt, wie sehr sich Le Crotoy im Laufe der Jahre verändert hat. Als wir das erste Mal dorthin kamen, war der Ort ein verschlafenes Fischernest, in dem die Häuser vielfach grau waren und die Fassaden bröckelten. Inzwischen wurde vonseiten der Gemeinde sowie von privaten Immobilienbesitzern viel investiert, Häuser und Straßen aufgehübscht, neue Ferienhaussiedlungen und Ferienwohnungen sind entstanden. Das Hafenstädtchen ist im Vergleich zu damals kaum wiederzuerkennen, kann mit vielen renommierten französischen Badeorten am Atlantik mithalten.

Geschäfte und Cafés in der Einkaufsstraße von Le Crotoy.
Geschäfte und Cafés in der Einkaufsstraße von Le Crotoy.

Dementsprechend ist der Ort in der Beliebtheitsskala der Französinnen und Franzosen gestiegen, die gesamte Küste der Region Hauts-de-France hat sich zu einem beliebten Urlaubsziel gemausert und das nicht nur in der Hochsaison. Entsprechend muss man in Kauf nehmen, dass man sich zu touristischen Hochzeiten und an Markttagen mitunter durch die Gassen und hafennahen Straßen schlängelt. Jenseits von Ferien und Feiertagen und unter der Woche hat man das pittoreske Städtchen allerdings manchmal fast für sich allein und kann einen netten Plausch mit den Fischern vor Ort halten. Der frisch angelandete Fisch und natürlich die Muscheln, die in der Bucht angebaut werden, sind eine Spezialität, die man sich nicht entgehen lassen sollte, egal ob man sie in der eigenen Bordküche zubereitet oder ein Restaurant besucht.

Verkaufsstand für Muscheln am Hafen von Le Crotoy.
Gefüllte Makrelen zum Braten im Wohnmobil.

Während unseres diesjährigen Aufenthaltes überfiel mich plötzlich der Wunsch, Weihnachten in unserem nordfranzösischen »Seelenort« zu verbringen. Dieser Wunsch wird in diesem Jahr leider nicht in Erfüllung gehen, da wir andere Pläne und Verpflichtungen haben. Aber man muss ja noch Perspektiven haben, wer weiß, ob es nicht in 2025 oder 2026 klappt!

Liebeserklärung an Le Crotoy an der Sommebucht.
Blick auf das Wattenmeer bei Ebbe.


Sollten wir Euch jetzt Lust auf Le Crotoy gemacht haben, könnt Ihr den Links zu den unten aufgelisteten Wohnmobilstellplätzen folgen. Ein bisschen in Weihnachtsstimmung versetzt werdet Ihr mit »Austern zum Fest«, unserer Wohnmobil-Weihnachtsgeschichte aus dem Jahr 2021, in der der Weihnachtsmann auf unserem Lieblingsstellplatz hinter den Dünen erscheint und ein kleines Weihnachtswunder bewirkt.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass wir Euch mit unserer kleinen Liebeserklärung an Le Crotoy Lust auf eine Reise in den hohen französischen Norden gemacht haben.
In diesem Sinn: Bon voyage und á bientôt!

Liebeserklärung an Le Crotoy an der Sommebucht.
Der Strand hinter dem Wohnmobilstellplatz an den Dünen kurz vor Sonnenuntergang.

Wohnmobilstellplätze in Le Crotoy

Wohnmobilstellplatz hinter den Dünen (Chemin du Marais / Station conchylicole)
Chemin du Marais
80550 Le Crotoy
N 50°13’43.3164” E 1°36’44.46”
9 €/ 24 h

Wohnmobilstellplatz im Chemin du Marais in Le Crotoy mit der Drone aufgenommen.
Wohnmobilstellplatz hinter den Dünen in Le Crotoy.

Wohnmobilstellplatz am Hafen (Bassin de chasse / Port de plaisance)
Chemin des Digues
80550 Le Crotoy
N 50°13’5.2392” E 1°38’3.0912”

Einfahrt zum Wohnmobilstellplatz am Hafen von Le Crotoy.
Wohnmobilstellplazt Chemin de Digues am Hafen von Le Crroty.

Wohnmobilstellplatz von Camping-Car Park »Le Tarteron«
Route de Rue
80550 Le Crotoy
N 50°13’46.5564” E 1°38’30.192”
13.14 €/ 24 h

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