Gekås mit dem Wohnmobil – Schwedisches Shoppen der Superlative
Hier unsere Erfahrungen, als wir Anfang Mai 2018 Gekås mit dem Wohnmobil besucht haben. Im Anschluss Informationen zu den Wohnmobilstellplätzen und der Hundepension.
Große Dinge kündigen sich in Gelb an.
An der Tankstelle in Varberg an der schwedischen Westküste, etwa 65 Kilometer südlich von Göteborg steht ein PKW vor uns, dessen Kofferraum und die Rückbank an die Grenzen ihrer Ladekapazität gekommen sind. Alles erstrahlt in Gelb. Wie der Löwenzahn, der auf den sattgrünen Wiesen, die wir auf der E 6 passiert haben, sprießt. Nachdem wir in Varberg auf die Landstraße 153 abgebogen sind, die sich durch hügelige Landschaft, Wiesen und Wälder schlängelt, sticht uns dieses Gelb zunehmend ins Auge. Ein PKW nach dem anderen rauscht an uns vorbei, dessen Innenraum mit gelben Plastiktüten, die eine blaue Aufschrift tragen, randvoll gefüllt ist. Die Menschen in den PKWs wirken müde, aber auch irgendwie glücklich. Zufrieden. Tiefentspannt. Auch die Wohnmobilfahrer, die uns entgegenkommen, grüßen einen Tick freudiger als üblich. Fast schon überschwänglich, wie sie da winken und lächeln. Irgendwie so gar nicht skandinavisch.
Macht shoppen glücklich?
»Sind die heute alle auf Drogen?«, fragt der Göttergatte mich verwundert.
»Kann ich mir nicht vorstellen«, murmele ich. Gerade die Schweden sind, nach meiner Erfahrung ja besonders strikt, wenn es um Alkohol oder Drogen am Steuer geht. Woran mag diese kollektive Glückseligkeit also liegen? Das Wetter kann es nicht sein, denn das präsentiert sich in diesem Frühjahr eher unterkühlt.
Knapp 30 Kilometer weiter erreichen wir das Ortseingangsschild von Ullared, einem kleinen, in den Außenbereichen noch verträumt wirkenden Ort mit etwa 800 Einwohnern. Denen stehen an Rekordtagen fast 30.000 Nicht-Einheimische gegenüber. Über das ganze Jahr verteilt sind es schlappe 5 Millionen. Was gibt es hier, in diesem Örtchen mitten in der schwedischen Pampa, das die Besucher in Scharen anreisen lässt?
Der Superschnäppchenmarkt in der schwedischen Pampa
Der Magnet, der alle nach Ullared zieht heißt Gekås. Ein Warenhaus der Superlative. Das größte in Skandinavien. Mit 35.000 m2 etwas so groß wie fünf Fußballfelder. Wahrscheinlich werden es in der Zukunft sechs oder mehr sein. Angeblich wird sogar ein Hügel abgetragen, um noch mehr Platz zu schaffen. Seit seiner Gründung im Jahr 1963 ist Gekås auf Expansionskurs, wächst und gedeiht. So wie auch Ikea. Nur dass es Gekås eben nur an diesem einen Ort, in Ullared gibt.
Im Kreisverkehr biegen wir nach rechts, in Richtung der gut ausgeschilderten Parkplätze für Wohnmobile ab. Zum Glück haben wir nicht einen der Rekordtage erwischt, wo die Schlange der um Einlass Wartenden, wie man ehrfürchtig munkelt, manchmal über einen Kilometer lang ist. An diesem Tag ist auf dem Parkareal für Wohnmobil reichlich Platz. Wir sind, für schwedische Verhältnisse, spät dran und vermuten, dass die meisten ihre Shoppingliste schon abgearbeitet haben. In gut zweieinhalb Stunden, um 20 Uhr, schließen an diesem Dienstagnachmittag die Tore des Konsumgiganten. Wir gönnen den Hunden einen kurzen Abstecher an den Wegesrand. Dann brechen wir auf, um mit eigenen Augen zu sehen, was es mit dem schwedischen Shoppingmekka auf sich hat.
Am Eingang, wo die blauen Einkaufskörbe meterhoch gestapelt sind, drehe ich mich um und frage den Göttergatten: »Wollen wir einen mit hinein nehmen?«
Der Göttergatte schüttelt den Kopf. »Lohnt sich nicht. Wir wollen ja nur gucken, nicht kaufen.«
Bei Gekås werden alle schwach
So schlendern wir an den knapp 70 Kassen mit meterlangen Transportbändern vorbei und landen als erstes vor einem Stapel Pappgeschirr mit bunten Schwedensymbolen. Anscheinend lohnt es sich schon Anfang Mai, sich für die Feierlichkeiten zu Midsommar einzudecken. Auf dem nächsten Warentisch werden Grillgewürze, Grillsoßen, quietschbunte Plastikdosen und Holzkohle offeriert. Direkt daneben entdecke ich ein Angebot an Herrensocken, Unterhemden in weißem Feinripp und BHs. Hier wird anscheinend die Firmentradition von Gekås gepflegt, denn der Firmengründer Göran Karlsson machte 1963 seine ersten Geschäfte mit Stützstrümpfen, BHs und Schürzenkleidern. Zu Preisen, die bald Charterbusse aus allen Ecken Schwedens anlockten.
Ich komme trotz der günstigen Preise nicht in Versuchung, sondern entdecke hinter den ausufernden Kosmetik- und Bekleidungsabteilungen eine Treppe ins Untergeschoss. Dem Göttergatten fallen dort, im Bauch von Gekås, sofort die Regale mit den Campingutensilien ins Auge. Was es da alles gibt! Die Auffahrkeile, die wir noch kurz vor dem Urlaub bei einem Internetanbieter bestellt hatten, sind hier umgerechnet 10 Euro günstiger. Der Göttergatte beginnt, sich ernsthaft für Gekås zu erwärmen. Ehe ich mich versehen kann, hat er beide Hände voll mit Kleinkram: Metallschäkel in allen Größen, winzige LED Taschenlampen, ein Sortiment an Sicherungen, weil unser ALPA seit kurzem Sicherungen frisst, einen Zurrgurt, ein Set Inbusschlüssel (kann man bei schwedischem Produkten bekanntlich immer gebrauchen) und noch ein paar Kleinigkeiten, ohne die der Camper von heute keine Reise antreten sollte.
Für jedes Tierchen sein Plaisirchen
Ich bin inzwischen in der Abteilung für Jagd und Fischerei angelangt und beäuge die fast ellbogenlangen Jagdmesser. Komisch, dass die in Schweden nicht verboten sind, denke ich. Unser Pfefferspray mussten wir dagegen zu Hause lassen. Das zählt in Schweden als Waffe. Die Jagdmesser sind anscheinend nur simple »Küchenutensilien«.
Der Göttergatte empfängt mich mit vollen Händen in der Haustierabteilung. Hier würden sich unsere beiden adoptierten Spanier bestimmt gern mal über Nacht austoben, vermute ich. Weil das die Geschäftsleitung von Gekås mit Sicherheit nicht zulassen würde, mache ich mich zwischen endlos langen Regalreihen auf die Suche nach Mitbringsel für das Pfotenvieh. Ich entdecke in bunte Folie eingeschlagene Hundewurst in verschiedenen Sorten, von denen alle appetitlich aussehen und mich zum Kauf animieren. Kaustangen gibt es im Hunderterpack zum unschlagbaren Preis. Der Göttergatte steht vor den meterlangen Tischen mit Hundekissen und zieht die Stirn in Falten.
»Was hältst du davon, wenn wir Filou ein neues Hundekissen spendieren? Seine Decke ist inzwischen ja schon in die Jahre gekommen.«
Die blaue flauschige Decke, von der der Göttergatte spricht, liegt bei uns im Wohnmobil in der Dusche und dient Hund Nr. 1 als Schlafstätte. Mit der er, wie es mir bis jetzt vorkam, glücklich und zufrieden war. Doch ich will nicht knauserig sein. Das Hundekissen, das der Göttergatte ins Visier genommen hat, passt von den Abmaßen exakt in die Duschwanne und ist außerdem extrem günstig. Letzteres ist wohl ein Argument, das man in den heiligen Hallen von Gekås häufig hört.
»Okay«, gebe ich meine Zustimmung. »Schließlich soll der Hund ja auch merken, dass er in Urlaub ist.
Mit dem Hundekissen ist die Menge dessen, was wir mit vier Händen sicher tragen können restlos erschöpft. Der Göttergatte macht sich auf den Weg nach draußen, um einen der 8.000 Einkaufswagen für uns zu ergattern. Als er nach einer Viertelstunde zurückkommt, müssen wir feststellen, dass unser Wagen schon zu einem Drittel gefüllt ist. Wie kann das sein? Wir wollten doch nur »gucken«.
Nur gucken funktioniert nicht
Wir sind froh, mit unserem Wagen endlich die Lebensmittelabteilung erreicht zu haben. Da Lebensmittel in Schweden bekanntlich um einiges teurer als in Deutschland sind, werden sich hier, wie ich erleichtert denke, für uns keine weiteren Versuchungen auftun. Vielleicht nur die eine oder andere schwedische Spezialität. Als Mitbringsel und Erinnerung an den schönen Schwedenurlaub. Ich entdecke Lakritzschokolade. Von Marabou und gerade im Angebot. Auch die schwedischen Brotaufstriche in Tuben erscheinen mir recht günstig. Kalles Kaviar, den es in Deutschland bekanntlich auch bei Ikea zu kaufen gibt, ist hier doppelt so groß und dazu noch deutlich preiswerter als im schwedischen Möbelhaus. Zimtschnecken zum Frühstück dürfen natürlich auch nicht fehlen. Und Käse. Ich liebe Käse! Dort in der Kühltheke stapeln sich ein Kilogramm »Familienstücke« zu einem Preis, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Als wir um kurz nach 20 h erschöpft, aber zufrieden wieder an unserem Wohnmobil angekommen sind, haben wir, alles in allem, umgerechnet gut 80 Euro bei Gekås gelassen. Unser Motto »nur gucken, nix kaufen« hat schon auf den ersten 30 Metern im Schnäppchenmarkt der Superlative versagt. Hund Nr. 1 freut sich dermaßen über sein neues Hundekissen, dass er lautstark protestiert, wenn sein bester Kumpel, Hund Nr. 2, auch nur eine Pfote auf den Rand legt.
»Es hilft nichts«, meint der Göttergatte, als wir auf dem Wohnmobilstellplatz in Ullared müde ins Bett fallen. »Wir müssen morgen nochmal zurück nach Gekås. Eine zweites Hundekissen kaufen.«
Was wir dann auch prompt getan haben. Zur Freude aller mitreisenden Vier- und Zweibeiner. Denn eins haben wir nach unserem ersten Besuch in Ullared am eigenen Körper feststellen könnten: Gekås macht in der Tat glücklich! Auch wenn wir keine der großen gelben Plastiktüten mit der blauen Aufschrift mit nach Hause genommen haben. Diese Tradition überlassen wir unseren schwedischen Mitshoppern.
Infos für den Besuch bei Gekås mit dem Wohnmobil
Essen und Übernachten in Gekås
In Ullared gibt es anscheinend inzwischen nichts, was es nicht mehr gibt. Neben dem traditionellen Warenhaus haben sich zahlreiche andere Geschäfte im Gekåsdorf »Gekåsbyn« angesiedelt, die wir allerdings nicht so günstig wie das Urgeschäft fanden. Damit ein Ausflug zu Gekås zum Shoppingevent wird, der gern auch mal eine Woche dauern darf, gibt es für müde Shopper ein Hotel mit Konferenzräumen, ein Motel und Ferienhütten. Sollte sich vorher der kleine oder große Hunger melden, kann man im hauseigenen Restaurant von Gekås einkehren. Einen Snack für zwischendurch gibt es in den drei »Baren«, der Salatbar, Sportbar und Kaffeebar. Auf dem riesigen Shoppingareal befinden sich zudem verschiedene Imbissbuden und Restaurants. Auch an öffentlichen und kostenlosen, sauberen (!) Toiletten mangelt es nicht. Wer lieber Selbstversorger ist, kann beim ICA in Ullared vorbeischauen.
Gekås mit dem Wohnmobil
Auf den extra für Wohnmobile angelegten Parkplätzen bei Gekås darf man von 7 bis 21 h kostenfrei parken, aber nicht übernachten.
Campingplatz Ullared
In Sichtweite des Warenhauses befindet sich ein großer, ganzjährig geöffneter Campingplatz mit angeschlossenem Feriendorf. Weil es trotz der 600 angebotenen Stellplätze an den Wochenenden, in den Sommerferien oder in der Vorweihnachtszeit rappelvoll werden kann, empfiehlt sich -laut Broschüre- in den entsprechenden Stoßzeiten vorzubuchen. Die Plätze sind, wie wir feststellen konnten, mit ca. 100 m2 recht groß dimensioniert und alle mit Stromanschluss (10 Amper) versehen. Sanitärgebäude mit fließendem kalten/ heißen Wasser sind natürlich eine Selbstverständlichkeit. Außerdem gibt es auf dem Campingplatz eine Grillstuga und Sauna sowie kalte und heiße Badetonnen.
Achtung: Die Anmeldung für den Campingplatz erfolgt nicht auf dem Campingplatzgelände selbst, sondern auf einem separaten Eincheckareal in der Ortsmitte.
Wohnmobilstellplatz Ullared
Ein zweiter, ebenfalls ganzjährig nutzbarer Wohnmobilstellplatz liegt etwa zwei Kilometer hinter Ullared, in der Nähe der Feuerwache und im Anschluss an ein Gewerbegebiet.
Hier haben wir ebenfalls üppig dimensionierte Stellplätze und ein Sanitärhaus mit Duschen, WC und kleiner Küche vorgefunden. Alles war picobello sauber, auch die Ver- und Entsorgungsstation. Allerdings gibt es keine Stromversorgung. Bezahlt wird beim Automaten an der Einfahrtsschranke, wir haben für eine Nacht 90 SK mit der Kreditkarte als einzigem Zahlungsmittel bezahlt. Tagsüber (7 – 20 h) ist der Stellplatz kostenlos. Direkt vor dem Stellplatz liegt die Bushaltestelle, von der aus es einen Shuttle Service zu Gekås gibt.
Hunde sind auf dem Platz erlaubt und kostenlos. An unserem ersten Abend hatte ich zuerst Probleme, für die Hunde einen geeigneten Auslauf zu finden, weil der Platz direkt an das Gewerbegebiet und die vielbefahrene Straße grenzt. Ein netter Schwede hat mich jedoch darauf hingewiesen, dass es auf der linken Seite, etwa mittig in dem aus Erde aufgeschütteten Begrenzungswall eine Öffnung gibt, von der aus man direkt in den Wald gelangt. Hier kann man dann stundenlang unterwegs sein.
Achtung Lärmbelästigung:
Der Stellplatz liegt direkt neben einem Gewerbegebiet und dem Auslieferungslager, von dem aus LKW schon am frühen Morgen starten.
Schlimmer als der LKW Lärm war jedoch der Lärm, der durch den Bauhof mit einer extrem lauten Brecheranlage verursacht wurde. Das ging teilweise schon um 7 Uhr in der Früh los. Für Spätaufsteher, wie wir es sind, also nur bedingt geeignet.
An zwei Abenden die Woche (wenn ich es richtig in Erinnerung habe, mittwochs und donnerstags) findet zudem direkt neben dem Platz ein Motorcrosstraining statt. Darauf wird am Eingang des Platzes auf einem Schild hingewiesen, was fair ist. Wir empfanden den durch die Motorcrossmaschinen verursachten Lärm allerdings so infernalisch, dass wir das nur einen Abend ausgehalten haben und am nächsten Morgen geflüchtet sind. Der Lärm war teilweise so laut, dass man sich im geschlossenen Wohnmobil nicht mehr unterhalten, geschweige denn Fernsehen schauen konnte.
Unser Fazit: Gut erreichbarer und top ausgestatteter Platz, auf dem man sich an Tagen, an denen kein Motorcrosstraining stattfindet, gut aufgehoben fühlen kann. Wir werden bestimmt noch einmal vorbeischauen.
Adresse:
GPS:
N 57°07’56“, E 12°44’06“
Gekås mit dem Hund
Überquert man von der Bushaltestelle aus die kleine Straße und steigt auf dem Trampelpfad den flachen Hügel gegenüber hinauf, kann man einen direkten Blick auf die 30 Zwinger der Hundepension von Gekås werfen. Die waren, als wir Anfang Mai dort waren, zwar nicht belegt, sahen aber geräumig und sehr sauber aus. Jeder Hund hat seinen eigenes hochstehendes »Häuschen« und einen eigenen Auslauf. Alles sah sehr freundlich, zweckmäßig, aber dennoch liebevoll gestaltet aus. Also keine Spur von „Hundeknast«.
Warum sollte man seinen Hund während des Aufenthaltes bei Gekås in der Hundepension unterbringen?
Erstens erspart man dem Hund damit stundenlanges Herumsitzen im engen PKW (Wohnmobilisten werden die Pension, wie ich vermute, wohl weniger nutzen). Zweitens ist der Hund dort gut untergebracht und versorgt, wenn er, zu Hause zurückgelassen, dort über Stunden allein und unbeaufsichtigt wäre. Drittens können Hundebesitzer gerade in den Sommermonaten sorglos bei Gekås shoppen gehen, weil ihr vierbeiniger Freund nicht in Gefahr gerät, durch die Hitze im PKW Schaden zu nehmen. Selbstverständlich steht diese Option auch Wohnmobilisten offen, deren Fahrzeuge bei brütender Hitze ebenfalls zu Backöfen werden.
Fazit: Gekås erweist sich als nicht nur kundenfreundlicher, sondern vor allem hundefreundlicher Ort. Ein Beispiel, das auch in Deutschland Schule machen sollte!
Eure Heike
Der Bericht spiegelt meine persönliche Meinung und meine Erfahrungen wider. Wegen Namens-/Produktnennungen muss ich jedoch folgenden rechtlichen Hinweis hinzufügen:~Werbung durch Empfehlung ohne Auftrag/Bezahlung.~