
Dethleffs e.Home Eco – Reisemobil-Studie mit Potenzial zur Serienreife
Vor Kurzem fand die Jahrespressekonferenz von Dethleffs in Isny (Allgäu) statt. Dabei zog eine Neuheit aus dem Hause Dethleffs viel Aufmerksamkeit auf sich. Mit der Konzeptstudie Dethleffs e.Home Eco widmet sich der Hersteller aus Isny im Allgäu erneut dem Thema Elektromobilität im Reisemobilbereich. Und verspricht mehr … Wir haben mal zusammengefasst, was bis jetzt bekannt ist.
Trotz angespannter Lage der Branche – Dethleffs blickt nach vorn
In den letzten Wochen fanden bei vielen Herstellern die Händlertagungen samt Jahrespressekonferenzen statt, so auch beim Wohnmobil- und Wohnwagenhersteller Dethleffs in Isny. Das, was Bernhard Kibler, Vorsitzender der Dethleffs-Geschäftsführung, dort zu verkünden hatte, ließ aufhorchen.
Natürlich kann man auch bei Dethleffs nicht über die derzeit schwierige Lage der Branche hinwegsehen, weshalb ein Fünf-Punkte-Plan laut Kibler Besserung bringen soll. An erster Stelle steht dabei der Bestandsabbau im Handel, bei vielen Händlern stehen die Wohnmobile und Wohnwagen seit langen Monaten wie festgenagelt auf dem Gelände, satten Rabatten zum Trotz. Manch auch alteingesessener Händler ist so schon in eine finanzielle Schieflage geraten, musste aufgeben. Kein leichter Start für die Modellsaison 2026.
Trotzdem steckt man bei Dethleffs nicht den Kopf in den Sand – ganz im Gegenteil. Die Devise heißt: »Den Blick klar voraus gerichtet und ab in die Zukunft.«
Bestes Beispiel dafür ist die jetzt auf der Pressekonferenz vorgestellte Dethleffs-Wohnmobilstudie E.Home Eco, wo Dethleffs wieder einmal das Thema Elektromobilität und Nachhaltigkeit angeht.
Wer wie wir regelmäßiger Besucher des CARAVAN SALONS ist, wird sich sicherlich erinnern, wie Dethleffs schon 2017 mit der E.Home Reisemobil-Studie ein vollelektrisch angetriebenes Wohnmobil präsentierte.

2019 wurde ebenfalls in Düsseldorf mit dem E.Home Caravan der funktionstüchtige Prototyp eines vollelektrischen, sich selbst antreibenden Wohnwagens vorgestellt. Im Juli 2021 machte sich ein vollelektrisches Gespann auf zur Alpenüberquerung, legte 380 Kilometer bis zum Gardasee zurück ohne nachladen zu müssen. Das Konzept des E.Home Caravans ging damit nachweislich auf.

Dethleffs E.Home Eco – Konzeptstudie auf dem Weg zur Serienreife
Nun wurde auf der Jahrespressekonferenz der vollelektrische Dethleffs E.Home Eco vorgestellt. Wieder eine Konzeptstudie, an der in den kommenden Jahren mit Nachdruck weitergearbeitet wird. Mit dem ehrgeizigen und auf der Pressekonferenz deklarierten Ziel, bis 2028 ein Wohnmobil mit Elektroantrieb und mindestens 400 Kilometer Reichweite auf den Markt zu bringen. Das ist doch mal eine klare Ansage, oder?
Was bietet der Dethleffs E.Home Eco?
Eigentlich sieht der Prototyp wie viele teilintegrierte Wohnmobile mit Einzelbetten im Heck, einem Kompaktbad, einer Halbdinette und einer kurzen Küchenzeile im Eingangsbereich aus, hier wird das Rad also nicht neu erfunden. Als Basis dient ein Ford E-Transit mit Heckantrieb aus dem Modelljahr 2023 mit 135 kW/ 184 PS und einer WLTP-Reichweite von ca. 240 Kilometern.

Die ursprünglich weiß lackierten Außenflächen sind foliert und lassen an einigen Stellen den Blick auf das im Reisemobilbereich eher ungewöhnliche Material des Aufbaus zu: Die Sandwichwand besteht aus einem flachsbasierten Faserverbundstoff, der eine etwa 80 Prozent bessere CO₂-Bilanz aufweist als die oft in dem Sektor verwendete mineralische Glasfaser (GFK). Als Isolierung und Kern der Sandwichplatten dient ein Schaum aus recycelten PET-Flaschen. Für den Reisemobilbau durchaus unübliche, aber sehr innovative Rohstoffe finden auch im Interieur Verwendung. Für Tisch und Küchenarbeitsfläche nutzt man eine sogenannte »Popcornplatte«, die, wie der Name schon vermuten lässt, aus aufgepopptem Mais gefertigt ist und mit einer Deckschicht aus mit Leinöl versiegeltem Eichenfurnier umschlossen wird. Nachhaltig sind auch die Polsterstoffe, die aus reiner Merinowolle bestehen.

Aerodynamik wird beim E.Home Eco großgeschrieben. Die handelsüblichen Seitenspiegel, die bei den meisten Wohnmobilen rechts und links angebracht sind, wurden zur Verringerung des Luftwiderstands außen durch Kameras und Bildschirmen im Fahrerhaus ersetzt. Beliebte Dachaufbauten wie z.B. Lüfter, Klimaanlage und SAT-Anlage sucht man ebenfalls vergeblich, das Dach des E.Home Eco wird wie das Heck zur Energiegewinnung durch Solarpanels genutzt, hier gibt Dethleffs eine Nennleistung von bis zu 1.700 Watt an.
Strom ist auch das Mittel der Wahl, wenn es um Heizen, Kochen und Kühlen geht, der E.Home Eco ist also komplett gasfrei. Eine Truma Wärmepumpe sorgt für Heizung, Lüftung und Klimatisierung des Innenraums, gekocht wird auf einem Induktions-Kochfeld von Thetford, die Speisen werden im raumhohen Kompressorkühlschrank gekühlt.
Unterwegs auf dem Reiseziel Zukunft

Natürlich ist in Sachen Gewicht beziehungsweise Zuladung, Batteriekapazität, Reichweite etc. noch einiges an Luft nach oben, was Dethleffs auch unumwunden zugibt. ABER: E-Mobilität und Nachhaltigkeit in der Reisemobilbranche, das schien lange Jahre nicht wirklich zusammenzugehen, gab es doch kaum Erfolg versprechende Ansätze in der Hinsicht. Nun zeigt Dethleffs nicht nur den Mut, das vielschichtige Thema mit Nachdruck anzugehen, verspricht sogar ein zeitnahes Datum für die Serienreife eines vollelektrischen Wohnmobils. Chapeau! Wir sind gespannt. Und geben die Hoffnung nicht auf, als weltoffene und interessierte Best Ager doch einmal mit einem optisch ansprechenden und technisch ausgefeilten E-Reisemobil unterwegs zu sein.
Schade, dass das Fahrzeug trotz anders lautender Ankündigungen, die man derzeit bei verschiedenen Medien lesen kann, nicht in Düsseldorf auf dem CARAVAN SALON ausgestellt wird. Da müssen wir uns vielleicht bis 2028 gedulden, bis ein vollelektrisches Reisemobil aus dem Hause Dethleffs in Serienreife geht.
Fotonachweis: Leider hatten wir noch nicht die Gelegenheit, von dem Dethleffs E.Home Eco selbst Fotos zu machen. Deshalb stammen alle hier verwendeten Fotos von der Firma Dethleffs.


