Späte Rache – CaravanSalon Minikrimi
60 Jahre Caravan Salon! Als bekennender Caravan Salon Fan war es mir eine Freude, in Absprache mit dem Presseteam und dem Team des Caravan Salon Clubs eine Story eigens zu diesem Anlass zu schreiben. Mit „Späte Rache“, meinem CaravanSalon Minikrimi, möchte ich Euch Lust machen, nach Düsseldorf zu kommen und an der wichtigsten Messe für mobiles Reisen teilzuhaben. Ich bzw. wir vom Team Traumfährten werden auch vor Ort sein und freuen uns auf ereignisreiche Tage und viele spannende Begegnungen.
Wenn Leidenschaft so verbindet, dass sie zur tödlichen Waffe wird
Vera Schultze war bester Laune, denn sie feierte ein Doppeljubiläum: Der Caravan Salon öffnete zum 60. Mal seine Türen, und sie war zum 60. Mal mit dabei. Als Jungvermählte hatte sie 1962 mit ihrem Mann die Essener Messehallen besucht. Innerhalb von drei Stunden war der Kaufvertrag unterschrieben. Der Miniwohnwagen hatte viele holperige Wegstrecken klaglos überstanden, ihre Ehe dagegen nicht. Heute fuhr Vera ein modernes Wohnmobil und wurde von ihrer Urenkelin begleitet.
»Ich geh mal in den Eierwohnwagen«, verkündete Lena.
Vera schmunzelte. Ihre Urenkelin stiefelte auf einen Westfalia Wohnwagen aus dem Jahr 1960 zu, der im Forumsbereich ausgestellt worden war. Die Außenfarbe und das leicht gewölbte Dach hatten in der Tat Ähnlichkeit mit einem überdimensionierten Hühnerei.
»Uromi, Uromi, da sitzt einer!«, rief Lena aufgeregt.
»Dann musst du halt warten, bis er aufsteht und rausgeht.«
»Ich glaub, der steht nicht mehr auf.« Etwas in Lenas Stimme veranlasste Vera, selbst den Wohnwagen zu betreten. Ihr stockte der Atem.
»Geh sofort raus!«, herrschte sie ihre Urenkelin an. Sie beugte sich hinunter zu dem Mann, der links hinten auf der Sitzgruppe saß und führte Zeige- und Mittelfinger an seinen Hals, um nach dem Puls zu tasten. Sie fühlte keinen. Was nicht verwunderlich war, denn jemand hatte ihm den Schädel eingeschlagen. Das blutige Tatwerkzeug lag noch auf dem Klapptisch: eine Handkurbel für die Ausdrehstützen. Vera schluckte schwer. Dann stutzte sie. Der Mann kam ihr bekannt vor. Sie versuchte, sich das Gesicht ohne das eingetrocknete Blut und die Delle in der Schädeldecke vorzustellen. Da machte es klick.
»Hanno«, murmelte sie. »Hanno Kopp.« Ein Reisemobilhändler aus Köln, der schon als Kind in den Hallen des Caravan Salons herumgetobt war und der vor zwölf Jahren die Nachfolge seines Vaters angetreten hatte. Wieso war der um kurz nach 9 Uhr nicht in der Premiumhalle, sondern saß tot in einem historischen Wohnwagen?
Diese Frage stellte ihr auch Kommissar Sander, der mit ganz großem Ermittlungsbesteck angerückt war.
»Ich kann es Ihnen nicht sagen«, bedauerte Vera. »Eigentlich bin ich eben nur durch Zufall hier durchgegangen.«
»Warum dürfen Sie so früh rein?«
»Presseausweis«, erklärte Vera. »Ich schreibe Artikel für eine Campingzeitschrift.«
»In Ihrem Alter?«
»Camping hält fit. Ohne mein Wohnmobil und meine Reisen säße ich schon im Altersheim.«
Der Kommissar widmete sich der weiteren Spurensuche und Vera marschierte mit Lena im Schlepptau zu Halle 4, wo sie ihren Lieblingshändler an einem Ausstellerstand vorfand.
»Schlimme Sache«, begrüßte sie Torsten Becker.
»Der arme Hanno sah ganz fürchterlich aus.«
»Erst Kurt und dann Hanno«, stöhnte Becker.
»Wieso Kurt? Was ist mit Kurt?«
»Hast du es nicht gehört?«
»Nein, ich habe ihn im Juli das letzte Mal gesprochen. Danach war ich auf einer Frankreichrundreise.«
»Er ist mit einem Verlängerungskabel erwürgt worden. Auf dem eigenen Ausstellungsgelände.«
»Hat man den Mörder schon gefasst?«
»Nein. Wahrscheinlich hat Kurt den Täter überrascht, als der eins der Wohnmobile klauen wollte.«
»Ich habe mich gewundert, warum er nicht hier ist.«
»Tja, jetzt wird er wie Hanno nie mehr kommen.«
»Das ist kein Zufall. Die beiden Morde hängen zusammen. Jemand hat es gezielt auf Aussteller und Händler abgesehen«, bekundete Vera.
Becker wurde blass. »Aber warum? Waren das so Öko- und Klimafreaks, denen die ganze Branche ein Dorn im Auge ist?«
»Nein. Ich glaube, es geht um eine bestimmte Händlergruppe. Doch ich muss los.« Vera rief nach Lena und hastete zum Ausgang.
Auf dem Caravan Center erlaubte sie Lena, den Fernseher im Wohnmobil einzuschalten und eilte zu einem Freund, der wie sie in die Jahre gekommen war.
»Erinnerst du dich an unser Trüppchen von damals?«
»Wie könnte ich die Nächte vergessen, in denen wir bis 4 Uhr zusammengesessen haben«, sagte Achim mit einem Zwinkern.
»Da gab es doch diesen Streit«, sagte Vera. »Dieser Händler aus München hat den anderen dreien vorgeworfen, dass sie Preisabsprachen machten, fühlte sich benachteiligt.«
»Ist lange her«, meinte Achim. »Lebt der überhaupt noch?«
»Nein.«
»Na, dann kann er auch nichts gemacht haben.«
»Doch, hat er. Kümmerst du dich um Lena? Ich habe was in Halle 15 zu erledigen.«
Späte Rache – CaravanSalon Minikrimi
Die Ausstellungshalle für Vans war gut besucht. Vera ging zum hinteren Teil der Halle, wo ein Individualausbauer seinen Stand hatte.
»Hallo Steffi«, begrüßte sie eine junge brünette Frau, die Prospekte sortierte.
»Was willst du?« Die junge Frau klang unfreundlich.
»Mit dir reden.«
»Ich aber nicht mit dir.«
»Du hast es nicht mehr ausgehalten, oder?«
»Red keinen Blödsinn.«
»Hanno ist brutal erschlagen worden, weil du das Gejammere deines Opas schon als Kind ertragen musstest. Weil er bis zum Schluss auf Rache aus war.«
»Nach dem unsauberen Deal ist er finanziell nie wieder auf die Beine gekommen.« »Anstatt Luxuswohnmobile zu verkaufen, hat er als Vertreter versucht, Reinigungsmittel an den Mann zu bringen. Ein harter Schlag. Für euch alle.« In Veras Stimme lag ein Hauch von Mitgefühl.
»Ja. Aber ich habe Hanno nicht umgebracht.«
»Das weiß ich«, sagte Vera seelenruhig. »Du hast Frank, den Sohn von Kurt, vor deinen Karren gespannt.«
Die junge Frau wurde blass. »Wie hast du es rausbekommen?«
»Ich hatte so einen Verdacht. Und da habe ich eben ein bisschen rumtelefoniert, meine alten Kontakte mobilisiert.«
Steffi schwieg betroffen, doch ihr Gesicht sprach Bände.
»Du wusstest, dass er wegen seiner Spielsucht ständig Geld braucht«, fuhr Vera fort. »Er hat Wohnmobile vom Hof seines Vaters geklaut, die du für ihn vertickt hast.«
»Nur drei oder vier«, murmelte Steffi.
»Doch dann hat ihn sein Vater auf frischer Tat ertappt und Frank sah keinen anderen Ausweg.«
»Ja, aber es tut ihm echt leid.«
»Ihm vielleicht«, meinte Vera. »Dir nicht. Du hast ihn damit erpresst. Ihn gezwungen, auch Hanno aus dem Weg zu räumen.«
»An seinen Vater sind wir blöderweise nicht rangekommen.«
»Glück für ihn, dass er inzwischen in Florida lebt. Pech für euch, dass ich Frank vorgestern auf dem Fachbesuchertag gesehen habe.«
»Wir dachten, wir hätten einen total sicheren Plan. Frank hat Hanno nach Messeschluss in den Wohnwagen gelockt. Seine ursprüngliche Absicht war, ihn zu erwürgen, doch mit der Kurbel ging es schneller.«
»Ja.« Vera zog eine Grimasse. »Trotzdem hätte Frank vorsichtiger sein sollen. Er hat das im Wohnwagen verloren.« Sie zog einen kleinen runden, in blaues Cellophan verpackten Gegenstand aus der Hosentasche.
»Was ist das?«
»Zitronendrops. Messegoodies, die schon der Vater von Frank verteilt hat. Die haben inzwischen Kultstatus. Ich habe mich gewundert, wie die in den Wohnwagen gekommen sind.«
Die junge Frau brach in Tränen aus.
Vera griff zum Handy. »Tja, meine Liebe. Ich werde nun den netten Kommissar anrufen. Für dich und für Frank ist die Messe ein für alle Mal vorbei.«
Ich hoffe, Ihr hattet viel Freude beim Lesen von „Späte Rache“, meinem CaravanSalon Minikrimi. Der übrigens auch im Caravan Salon Club Blog erscheint und in der Caravan Salon Club Mail enthalten ist. Sehen wir uns in Düsseldorf?
(Werbung)